Markus Villig war 19, als ihm die Idee kam. Gemeinsam mit seinem Bruder Martin gründete der Este in der Hauptstadt Tallinn den Fahrdienstvermittler Taxify. Heute ist er 23 und sein Unternehmen in zwanzig Städten aktiv – von Osteuropa über Afrika bis nach Mexiko. Das Unternehmen mit zwei Millionen Euro Startkapital hat es in diesen Regionen zu dem am schnellsten wachsenden Start-up gebracht. Rund drei Millionen Kunden sind über die App registriert.

Aktuell will man Paris erobern. Wie auch seinerzeit beim Markteintritt des US-Unternehmens Uber sind Gewerkschaften und traditionelle Taxifahrer alarmiert. Rachid Boudjema, Chef der Vereinigung der französischen Taxifahrer, hatte schon im Vorfeld Bedenken geäußert: Der Name "Taxify" könne bei Kunden für Verwirrung sorgen, da es sich eben nur um einen Vermittlungsdienst handle, sagte er der Tageszeitung "Le Parisien". Außerdem erinnerte er an die vielen Streiks und Kundgebungen, mit denen die französischen Taxler gegen den Billigkonkurrenten aus San Francisco protestiert hatten. Nichtsdestotrotz sollen sich die potenziellen Fahrer um die Jobs bei Taxify reißen: 2.000 Fahrer habe man derzeit bereits engagiert, weitere 5.000 stünden auf der Warteliste.

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Der heißumkämpfte Markt für Fahrdienste wird weiter aufgemischt.
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Österreich auf dem Radar

Um potenzielle Fahrer wird auch für Wien bereits geworben. Auf der Österreich-Website können sich Interessenten als "Mietwagenunternehmer" anmelden. "Derzeit prüft das Unternehmen intensiv einen möglichen Start in Österreich und evaluiert im Zuge der Expansion in Zentral- und Westeuropa den Markt", sagt Alexander Khaelss-Khaelssberg, Pressesprecher von Taxify Österreich, zum STANDARD. Konkrete Aussagen erwarte man für Ende nächster Woche. Sollte die Entscheidung für Wien ausfallen, werde man jedenfalls nicht mit der US-Ignoranz und Aggressivität eines Uber auf der Bildfläche erscheinen, sondern sich an die gesetzlichen Vorgaben halten, so Khaelss-Khaelssberg.

Das Setup bei Taxify ist mit Uber vergleichbar und unterscheidet sich nur in wenigen Punkten von dem umstrittenen Fahrdienstvermittler. Allerdings können die Fahrgäste auch mit Bargeld bezahlen und nicht nur über die registrierte Kreditkarte. Der Fahrpreis für die Nutzer soll geringer sein, und auch die Fahrer müssen weniger an die Plattform abdrücken. Bei Uber zahlen die Fahrer bis zu 25 Prozent Vermittlungsgebühr, bei Taxify lediglich 15 Prozent des Fahrpreises.

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Taxify verspricht bessere Arbeitsbedingungen für die Fahrer als die Konkurrenz.
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Verpatzter Start in London

Dass ein Engagement allerdings auch schnell einmal in die Hose gehen kann, zeigt das Abenteuer London. Nur drei Tage nach dem Start hatte Taxify Anfang September seinen Dienst wieder einstellen müssen. Die dortige Verkehrsbehörde monierte, dass ordnungsgemäße Mietlizenzen fehlten. Die englische Metropole erweist sich überhaupt als ungünstiges Pflaster für die Taxikonkurrenz: Nur kurz nach der Abfuhr für Taxify verbannte dieselbe Behörde auch den Konkurrenten Uber aus der Stadt. Das Unternehmen aus San Francisco zeige nicht genug Verantwortungsbewusstsein hinsichtlich der Sicherheit seiner Fahrgäste und der Öffentlichkeit. Zudem arbeite es bei ernsthaften Vergehen nicht ausreichend mit der Polizei zusammen, so die Vorwürfe.

Taxify hat mit Didi Chuxing einen potenten Partner im Rücken. Im August ist die weltweit führende Mobile-Transportation-Plattform mit 13 Prozent bei den Esten eingestiegen. In Schätzungen wird Didi mit rund 50 Milliarden Dollar bewertet und ist in 400 Städten in China und Asien unterwegs und somit eines der teuersten Start-up-Unternehmen in der Volksrepublik. Entstanden ist Didi Chuxing 2015 aus der Fusion der Fahrdienste der beiden Internetgiganten Alibaba und Tencent. Vergangenen Sommer kaufte Didi das China-Geschäft von Uber. (ch, 5.10.2017)