Foto: Dean Lomax

Manchester – Noch ein Baby und doch schon ein Räuber: Britische Paläontologen haben ein Fossil der Fischsaurierspezies Ichthyosaurus communis untersucht und in dessen Innerem eine Überraschung vorgefunden. Das Tier war zum Zeitpunkt seines Todes erst 70 Zentimeter lang – ein Neugeborenes. Ausgewachsen erreichten die Tiere eine Länge von drei Metern und mehr. Dennoch hatte das Baby vor seinem frühen Tod schon Beute gemacht.

Bei einer mikrotomografischen Untersuchung stießen die Forscher um Dean Lomax von der Universität Manchester auf eine Reihe winziger hakenartiger Strukturen zwischen den fossilierten Rippen des Tiers. Diese konnten die Forscher als die Überreste der Arme eines Tintenfischs identifizieren – die vielleicht erste, aber auf jeden Fall letzte Mahlzeit der Meeresechse.

Ganz ans Leben im Wasser angepasst

Ichthyosaurier entwickelten sich vor fast 250 Millionen Jahren. Mit ihrem an Fische oder Delfine erinnernden Körperbau waren sie hervorragend an ein Leben im Wasser angepasst. Dennoch mussten sie schon lange vor dem großen Massenaussterben vor 66 Millionen Jahren das Feld anderen Gruppen von Meeresreptilien überlassen, deren Körperbau deutlich weniger fischähnlich war. Die letzten Ichtyhosaurier starben vor etwa 90 Millionen Jahren aus.

An die 80 verschiedene Ichtyhosaurier-Spezies konnten bereits entdeckt werden. Ichthyosaurus communis war von allen die erste, die Art wurde bereits im Jahr 1821 erstbeschrieben. In den knapp 200 Jahren seitdem wurden zahlreiche Fossilien der Spezies gefunden, vor allem an der Küste von Dorset.

Jagdszene im Jura: Der kleine Ichthyosaurier hat ein letztes Mal Glück.
Illustration: Julian Kiely

Das nun untersuchte Exemplar befand sich in den Beständen des Lapworth-Museums für Geologie der Universität Birmingham. Der genaue Fundort wurde nicht verzeichnet, das Alter des Fossils konnte nun aber auf den frühen Jura datiert werden, vor 199 bis 196 Millionen Jahren.

Laut Lomax handelt es sich um das einzige bislang bekannte Fossil eines neugeborenen Ichthyosaurus communis, und es ist hervorragend erhalten geblieben. Spannend ist der Fund für die Forscher auch deshalb, weil man vor Kurzem erst herausgefunden hat, dass sich die Jungen einer verwandten Spezies, Stenopterygius, ausschließlich von Fischen ernährten. Dass dieses Tier einen Kopffüßer erbeutet hat, weist auf die einstige Vielfalt unter diesen Meeresechsen hin. (jdo, 4. 10. 2017)