Vampire, Katzen, Mozart oder der Juniaufstand 1832 in Paris: Den Themen, die in Musicals behandelt werden, sind keine Grenzen gesetzt. Schauspiel, Gesang, Tanz und Musik werden zu einer spektakulären Show vereint. Oder, wie ein Musicalfan sagt: "Die Kombination aus allen vier Elementen erzeugt ein besonders intensives Gefühl, das weit über 'Schauspiel' hinausgeht." Und doch werden Musicals und deren Fans oft belächelt. Stärker an ein Massenpublikum gerichtet als Oper und Theater, weniger elitär und intellektuell, unerträglich rührselige und weichgespülte Unterhaltung – so lauten zumeist die Vorbehalte.
Dabei ist es oft genug keine leichte Kost, die in Musicals behandelt wird. Im Musical-Erfolg "Elisabeth" werden etwa – im starken Kontrast zu den beliebten "Sissi"-Filmen – die dunklen und abgründigen Seiten des Lebens der Kaiserin ins Scheinwerferlicht gerückt. "Hair" spielt vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs, bei "Anatevka", einer Geschichte aus der untergegangenen Welt jüdischer Schtetl, ist die Gefahr eines Pogroms immer greifbar. "Cabaret" spielt im Berlin des Jahres 1931, kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Und die Broadway-Produktion "Hamilton" bringt das Leben des ersten Finanzministers der Vereinigten Staaten auf die Bühne. Nicht unbedingt ein spannender Stoff für ein abendfüllendes Programm, möchte man meinen. Dennoch bricht das Stück alle Rekorde.
Singen auf der Leinwand: Filmmusicals
Und nicht nur auf den Bühnen feiert das Musical Erfolge. "Tanz der Vampire", das vor kurzem im Wiener Ronacher in die dritte Spielserie ging, war zwar ursprünglich eine Roman-Polanski-Horrorkomödie, die für die Musicalbühnen adaptiert wurde. Meistens gingen die Werke aber den umgekehrten Weg: "Grease", "The Rocky Horror Picture Show" und "West Side Story" waren erst Bühnenproduktionen, bevor sie zu Klassikern der Filmgeschichte wurden. Ebenso wie der Film, der im Ausland das Bild über Österreich geprägt hat wie kaum ein anderer: "Sound of Music". Hierzulande kann jedoch kaum einer bei "Edelweiss" mitsingen.
Musical: Freud oder Leid?
Welches ist Ihr Lieblingsmusical oder Ihr liebstes Filmmusical? Welches Lied können Sie immer wieder hören? Welche Aufführung war unvergesslich? Und wenn Sie zu den Verweigerern gehören: Was ist es, das Sie an Musicals nicht aushalten? (aan, 5.10.2017)