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Prost! Absinth und "Tuzemák" in einer Prager Bar.

Foto: REUTERS/David W Cerny

Prag – Der Sprecher des tschechischen Staatspräsidenten Miloš Zeman, Jiří Ovčáček, hat am Freitag für Aufsehen gesorgt, indem er die EU mit dem "Dritten Reich" und Tschechien mit einem "Protektorat" verglichen hat.

Ovčáček reagierte so auf die Bedenken, die die EU-Behörde für Nahrungsmittelsicherheit gegenüber einer Zutat eines in Tschechien beliebten Alkoholgetränks namens Tuzemák geäußert hatte. Der sogenannte Rum-Äther ist für den Geschmack des Getränks verantwortlich und soll krebserregend sein. Ob auch der österreichsche Inländer-Rum betroffen ist, bleibt vorerst unklar.

Nazis untersagten Hopfenanbau

"Das Reich hat sich entschlossen, dass man im Protektorat Tuzemák nicht trinken wird. Und basta!", schrieb Ovčáček auf Facebook. Gegenüber dem Nachrichtenserver idnes.cz ergänzte er, er halte an der Aussage fest, weil sie "exakt" sei. Niemand in der Präsidentschaftskanzlei habe ihn bisher dafür kritisiert. "1943 hatte auch das Reich den Hopfenbau in der Mšeno-Region (Mittelböhmen, Anm.) verboten", so Ovčáček.

Mehrere tschechische Politiker kritisierten Ovčáček dafür scharf. Regierungschef Bohuslav Sobotka erklärte, Ovčáček sei "nur ein geschicktes Instrument" Zemans, sich "sichtbar zu machen, Opponenten zu beleidigen und die Gesellschaft zu spalten".

Der EU-Abgeordnete und frühere EU-Kommissar Pavel Telička nannte das Geschehen auf der Prager Burg ein "Bordell" (Das Wort wird in Tschechien häufig als Synonym für Unordnung verwendet, Anm.). "Spricht er im Namen des Präsidenten-Euroföderalisten? Mein Gott, was für ein Fall! Und Tschechien fällt damit auch", reagierte Telička, der auf der Liste der Protestbewegung Ano von Andrej Babiš gewählt worden war.

Andere Politiker sprachen von einer "Schande" für Tschechien und einer "unannehmbaren Aussage". Laut der kommunistischen EU-Abgeordneten Kateřina Konečná könne die EU mit dem Dritten Reich nur jener vergleichen, der in der Schule "im Geschichtsunterricht geschlafen" habe.

Islamgegner sehen "viertes Reich"

Nur der Chef der populistischen islamfeindlichen Partei "Freiheit und direkte Demokratie" (SPD) Tomio Okamura stellte sich hinter Ovčáček. Die nationale Souveränität in der EU werde unterdrückt, die Freiheit verschwinde, und täglich kämen neue Verbote, Befehle und Bürokratie. "Faschistische Tendenzen sind klar sichtbar – ja, wir sind in den Fängen eines vierten Reiches", so Okamura. (red, APA, 29.9.2017)