Es ist ein Jammer. Immer wenn menschenunwürdige Zustände in einer Einrichtung für pflegebedürftige Menschen überwunden erscheinen, taucht ein neuer Misshandlungsskandal auf, der eine ganze Berufsgruppe in Verruf bringt, die eigentlich wesentlich mehr Wertschätzung verdient hätte, als ihr seit Jahrzehnten zuteilwird. Nach den berüchtigten "Todesengeln" von Lainz, die 1989 zufällig aufgeflogen waren, hat es Morddrohungen gegen völlig unbeteiligte Krankenpflegerinnen und -pfleger in ganz Österreich gegeben. Auch nach jedem folgenden Skandal musste das Pflegepersonal generell von neuem das Vertrauen von Betreuten und Angehörigen gewinnen.

Doch Jammern hilft nichts. Der Empörung müssen Entscheidungen folgen. Es muss klargestellt werden: Wer Patienten quält und foltert, darf nie wieder in einer ähnlichen Einrichtung arbeiten – im aktuellen Fall in einer Pflegeeinrichtung in Niederösterreich gilt die Unschuldsvermutung. Dass die Durchsetzung dieses Berufsverbotes bisher an den föderalistischen Strukturen dieses Landes gescheitert ist, ist skandalös.

Die Politik darf sich außerdem nicht länger aus der Verantwortung stehlen, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen: mehr Personal, bessere Entlohnung und eine staatlich finanzierte Pflegesicherung, die keinen Unterschied zwischen armen und reichen Patienten macht. Sonst wird das Jammern kein Ende nehmen. (Michael Simoner, 27.9.2017)