Europa muss sich auf eine starke Zunahme von Cyberattacken vorbereiten. Die Bedrohung des organisierten Verbrechens über das Internet habe in den letzten 12 Monaten ein "bisher beispielloses Ausmaß" angenommen, warnte die europäische Polizeibehörde Europol am Mittwoch in Den Haag. Europol legte seinen Jahresbericht über die Cyberkriminalität vor.

Kriminelle Netzwerke gehen demnach immer professioneller vor. Vor allem Attacken mit Erpressungssoftware, sogenannter Ransomware, hätten alle anderen Bedrohungen in den Schatten gestellt. Höhepunkt war bisher die WannaCry-Attacke im Mai, bei der mehr als 300 000 Computer in 150 Ländern infiziert worden waren. Dabei wurden Daten blockiert und sollten erst nach Zahlung eines Lösegelds wieder lesbar gemacht werden.

Kleiner Ausschnitt

Die jüngsten Angriffe seien "nur ein kleiner Ausschnitt der großen Bandbreite der Cyber-Bedrohung, mit der wir heute konfrontiert sind", sagte Europol-Direktor Rob Wainwright. Bedroht seien etwa Firmen, Krankenhäuser, Fluggesellschaften sowie Banken. Der Europol-Direktor sprach von gravierenden finanziellen Folgen. Auch die Demokratie sei bedroht, warnte Europol. Bei mehreren Wahlen seien Hackerangriffe auf Parteien registriert worden.

Strafrechtliche Verfolgung und Ermittlungen müssten verstärkt werden, sagte der Chef der Polizeibehörde, rief aber auch zur Prävention auf. "Privatleute und Unternehmen überall müssen sich mehr und besser schützen." Wegen Sicherheitslücken hätten Verbrecher oft leichtes Spiel. In den vergangenen zwölf Monaten seien mehr als zwei Milliarden Dateien mit Daten von EU-Bürgern offen zugänglich gewesen. (APA, 27.9.2017)