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Dan und Dean Caten, Designer des Labels Dsquared

Foto: EPA / Ian Langsdon

STANDARD: Früher gab es klare Regeln, was Männer zu tragen hatten. Wie sieht es heute aus?

Dean Caten: Die strikten Regeln sind einer viel größeren Freiheit gewichen. Waren es früher oft Schwule, die mit Mode experimentierten, sind es heute auch Heteros. Das eigene Image ist wichtiger geworden, man stellt sich pausenlos in den sozialen Medien zur Schau, will ein Statement abgeben. Denken Sie nur an Lewis Hamilton.

STANDARD: Aber Männer sind modisch viel eingeschränkter als Frauen. Warum?

Dan Caten: Sie müssen sich vergegenwärtigen, welchen Weg Männer schon gegangen sind.

STANDARD: Trägt ein Mann in Österreich eine Handtasche, schaut man ihn scheel an ...

Dan Caten: Andererseits sehe ich auf den Straßen viele Männer, die Clutches tragen, diese Handtaschen am Handgelenk. Für mich schaut das schwul aus, aber das scheint akzeptiert zu sein. Aber gut, sie sind praktisch, so wie Frauen jede Menge Zeugs mit sich rumschleppen, tun das auch Männer.

STANDARD: Sie sagen, Clutches schauen schwul aus. Warum gibt es solche Zuschreibungen?

Dean Caten: Sie sind bei weitem nicht mehr so stark wie früher. Jeder, der sich auch nur ein bisschen für Mode interessierte, wurde früher als schwul angesehen. Davon sind wir heute weit entfernt, viele Heteros scheren sich nicht mehr um solche Zuschreibungen, sie haben keine Probleme mit ihrer sexuellen Identität, haben Spaß an Mode.

STANDARD: Warum sieht man immer noch keine Männer in Röcken auf der Straße?

Dan Caten: In Japan sieht man sie. Vor einem Jahr hatten wir Männerröcke in unserer Kollektion. Sie sahen allerdings wie Hosen aus. Sie haben sich gut verkauft. Aber ich denke auch, dass Männerröcke nicht so schnell im Mainstream ankommen werden.

STANDARD: Vor zwei Jahrhunderten sahen Männer noch wie Pfaue aus. Kommt das wieder?

Dean Caten: Man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Junge Männer kleiden sich heute aber viel bunter und experimenteller als noch vor wenigen Jahren. Und das ist gut so!

STANDARD: Ist ein Anzug immer noch die Uniform des Mannes?

Dan Caten: Ich liebe Anzüge. Ein Mann im Anzug ist wie ein Mann in Drag ...

STANDARD: Wie bitte?

Dean Caten: So wie sich Frauen oder Transvestiten Kleider und High Heels anziehen, um zu Frauen zu werden, ziehen sich Männer Anzüge an, um zu Männern zu werden. Es ist eine Art Kostümierung, man streift sich Haltung und Macht über. Wir werden in Zukunft mehr Männer in Anzügen sehen!

STANDARD: Warum denken Sie das?

Dan Caten: Weil Männer die Nase voll haben von diesem Jeans-und-T-Shirts-Ding. Der Druck, gut auszuschauen, ist viel größer geworden, Männer sind heute Objekte, so wie es früher Frauen waren. (Stephan Hilpold, Rondo, 11.10.2017)


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