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Was vom Sommer bleibt: gute Geschäfte mit Paddling-Boards.

DPA

Wien – Man stelle sich einmal vor, Hervis expandiert nach Norwegen und vergisst, sich die Domain hervis.no zu sichern, sinniert Alfred Eichblatt. Da dürfe man sich wohl hinterher nicht beklagen, wenn einem ein anderer zuvorkam. Eichblatt führt rund hundert österreichische Sporthandelsfilialen und versteht die Aufregung nicht, die sich rund um die drei Buchstaben XXL entspann. Diese hat sich Hervis nämlich in Österreich für seinen Internetauftritt schützen lassen – nur kurz nachdem der gleichnamige norwegische Rivale den Einstieg hierzulande fixierte.

XXL wägt nun ab, wie viel Geld und Zeit eine Rückeroberung oder zumindest die Stilllegung der besagten Buchstaben online auf dem Gerichtsweg kosten würde. Hervis hat damit freilich einiges vor, wie Eichblatt dem STANDARD erzählt – noch ohne Details zu verraten.

Anlass, sich dafür bei irgendjemandem rechtfertigen zu müssen, sieht er keinen. Zumal sich Hervis viele Domains sichern lasse. Eine davon war mietenstattkaufen.at. Und über die spricht der Hervis-Chef weitaus lieber: Als kleines Pflänzchen sei der Versuch gestartet, Sportartikel weit über Skiausrüstung hinaus zu verleihen statt zu verkaufen. "Die Resonanz ist jedoch mittlerweile gewaltig."

Zu wenig Platz fürs Radl

Ausrüstung für Stand-up-Paddling war im Sommer vielfach ob der starken Nachfrage vergriffen. Hoverboards fanden Hervis zufolge über den Weg der Miete ebenso rasanten Absatz. Aber auch bei Wanderjacken hätten sich heuer viele Kunden für den Verleih statt fürs Eigentum entschieden.

Vielen fehle im Keller halt einfach der Platz für ihre sportliche Ausrüstung, meint Eichblatt. "Sie glauben nicht, wie viele Österreicher ihr Radl im November bei uns zum Service abgeben und erst im März wieder abholen." Der Aufwand für Abwicklung und Logistik ist für den Handel freilich erheblich. Rechnet sich die Vermietung bei Sortimenten vom Zelt bis zur Stirnlampe unterm Strich? Ob das Ganze profitabel sei, lasse sich in drei, vier Jahren beurteilen, sagt Eichblatt. Primäres Ziel sei jedoch nicht, damit Geld zu verdienen. Es sei vielmehr eine Alleinstellung, ein Service, das sich Hervis als regionaler Anbieter leisten könne.

Touristen als Motor

Mit 250 Euro pro Kopf rangiert Österreich bei den Ausgaben für sportliche Ausrüstung neben der Schweiz und Norwegen in Europa an der Spitze. Wobei die Österreicher deswegen nicht per se sportlicher sind, relativiert Eichblatt. In die Statistik fließen die teils hohen Ausgaben der Touristen mit ein. Ein Geschäft in Eisenstadt lasse sich daher keineswegs mit einem in Kitzbühel vergleichen.

Marktforscher weisen der Branche fürs erste Halbjahr einen Zuwachs von knapp drei Prozent aus. Wachsender Verkauf über internationale Internethändler sorgt jedoch auch hier dafür, dass sich der Gesamtmarkt nur schwer klar eingrenzen lässt. Hervis bedient ein Fünftel des Bedarfs, legte in den ersten sechs Monaten um fast vier Prozent zu und strebt heuer mehr als 500 Millionen Euro Umsatz an.

Kommende Woche eröffnet die Spar-Tochter in Kapfenberg neu. Es ist der dritte Standort, den die Kette vom strauchelnden Konkurrenten Sports Direct übernommen hat. Auch Intersport und XXL holten sich Flächen der Briten. Was das Sommergeschäft heuer neben Stand-up-Paddling-Boards belebte, waren die Vollgesichtsschnorchelmasken. Eichblatt: "Es klingt zwar nach Bagatelle, wurde uns aber aus den Händen gerissen." (Verena Kainrath, 27.9.2017)