Die Spitzenkandidaten von Liste Pilz, FPÖ, ÖVP, SPÖ, Grünen und Neos im Puls4-Studio.

Foto: APA / Herbert Pfarrhofer

Wien – Die erste Elefantenrunde zur Nationalratswahl brachte heftige Angriffe und so manche Einigkeit in Sachfragen zwischen den Spitzenkandidaten zum Vorschein: Am Sonntagabend trafen die Spitzenkandidaten von SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grünen und Neos inklusive der Liste Pilz bei Puls4 aufeinander. Diskutiert wurde über das vorzeitige Ende der Koalition, die Umfärbung der ÖVP, Flüchtlinge, Mieten und die Erbschaftssteuer. In vielen Punkten gab es Einigkeit von ÖVP, FPÖ und Neos.

Streitfrage Erbschaftssteuer
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Erstes Thema war die von der ÖVP vom Zaun gebrochene Neuwahl. Sebastian Kurz (ÖVP) argumentierte es mit der mangelnden Veränderungskraft der rot-schwarzen Regierung. Christian Kern (SPÖ) warf Kurz umgehend das Blockieren der Regierungsarbeit und Intrigen im Hintergrund vor. Blockiert habe die ÖVP etwa bei Gewerbereform, Bildung oder "Ehe für alle".

"Schwarzer Betonblock"

Peter Pilz (Liste Pilz) sprach ebenfalls von einem "schwarzen Betonblock", an dem jede Reform gescheitert und der jetzt türkis gefärbt sei. Heinz-Christian Strache (FPÖ) verwies auf die siebenjährige Mitgliedschaft Kurz' in der Bundesregierung. Der Außenminister sprach daraufhin von einem ewigen Spiel: "Man macht den anderen schlecht, um sich selber eine Spur besser zu fühlen." Er habe jedenfalls eine breite Bewegung geschaffen.

Kommt eine schwarz-blaue Neuauflage?
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Ulrike Lunacek (Grüne) warnte vor allem vor einer Wiederholung einer für Österreich schädlichen schwarz-blauen Bundesregierung und einem Vergessen auf den Kampf gegen den Klimawandel. Matthias Strolz (Neos) meinte, "mir geht das ganze 'Hau den Lukas' auf die Nerven". Er wolle Tempo machen, "die Taktik zipft mich an, ehrlich gesagt".

In der Diskussion verschiedener Sachthemen zeigte sich dann eine auffällige Harmonie zwischen ÖVP, FPÖ und teilweise auch den Neos auf der einen und SPÖ, Grünen und Liste Pilz auf der anderen Seite. In der Frage der Erbschaftssteuer war das ebenso der Fall wie beim Flüchtlingsthema, Mietobergrenzen, der Frage einer Maschinensteuer und dem Thema "christliche Leitkultur".

Debatte über eine christliche Leitkultur
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Die Kandidaten lieferten einander dabei durchaus deftige Sager. "Da brauchen Sie nicht rot werden, da sollten Sie sich wirklich schämen", brandmarkte Strache etwa Kurz als früherer Vertreter der Willkommenskultur. "Wenn man versucht, jemanden anzupatzen, dann sollte man das mit wirklichen Argumenten tun", antwortete dieser.

Gleiche Sozialleistungen für Flüchtlinge: Wer ist dafür?
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Kern gab sich salopp. "Diesen Kaugummi kriegen Sie nicht weg von Ihrer Schuhsohle", meinte er in Richtung Strache zum Hypo-Milliardenschaden. Strolz präsentierte seine Partei als "Pfahl im Fleisch dieser rot-schwarzen Machtkoalition". Pilz schoss sich auf die Kurz ein: "Der Unterschied zwischen uns beiden ist, ich habe Volkswirtschaft studiert, Sie haben ÖVP gelernt." Lunacek warnte vor ÖVP und FPÖ: "Wenn Sie beide gemeinsam an die Macht kommen, dann werden Reiche noch reicher, Arme noch ärmer." (APA, red, 25.9.2017)