Wahlkampfzeiten sind Zeiten des Dirty Campaigning. Der Grundgedanke ist schlicht: den politischen Feind schlechtzumachen, so gut es geht. Man braucht dafür einen Kampagnenmanager mit robustem Magen und Erfahrungen als Profischmutzfink sowie ein paar Lästerzungen, Ehrabschneider und Kanalarbeiter für die sozialen Medien.

Neben diesen Human Resources ist ein gewisser Sachaufwand nötig. Gebraucht werden voluminöse Schmutzkübel, Dreckschleudern und schmutzfarbene Einlegemappen zum Sammeln diskreditierender Informationen. Die Russen haben den schönen Begriff "Kompromat" dafür.

Leider gestaltet sich der Wahlkampf 2017 für Liebhaber gekonnter Schmutzkübelkampagnen enttäuschend. Die heißesten Schocknews bis dato: Kurz hat seine Machtübernahme von langer Hand vorbereitet, Kern ist nervös und besitzt ein Glaskinn, und in den Volksschulen gibt es Kinder mit ausländischen Nachnamen. Damit holt man keinen Hund hinter dem Ofen hervor.

Was wir bräuchten, wären schmutzige Sensationen: Kurz quält in seiner Freizeit süße Mischlingswelpen, Kern ist von seinem religiösen Bekenntnis her Teufelsanbeter und Strache in Wahrheit ein Philantrop, der zu Hause klammheimlich drei irakische Flüchtlingskinder durchfüttert. Das schlüge ein wie eine Bombe, auf solche News warten wir. Aber bis zur Wahl sind ja noch ein paar Wochen Zeit. (Christoph Winder, 24.9.2017)