Dhaka/Yangon – Bangladesch hat am Samstag Soldaten in das Grenzgebiet zu Myanmar geschickt, die bei der Versorgung der aus dem Nachbarland geflohenen Rohingya helfen sollen. Die Soldaten sollen von Sonntag an im Grenzbezirk Cox's Bazar Hilfsgüter verteilen und Notunterkünfte bauen. Das teilte der Militärsprecher Oberstleutnant Rashidul Hasan in der Hauptstadt Dhaka mit.

Etwa 430.000 Angehörige der muslimischen Volksgruppe der Rohingya sind aus dem mehrheitlich buddhistischen Myanmar nach Bangladesch geflohen. In Myanmar waren im Zuge eines Militäreinsatzes gegen Rohingya-Rebellen zahlreiche Ortschaften zerstört worden. Nach UNO-Angaben hat etwa die Hälfte der Flüchtlinge noch keine feste Unterkunft und kaum Zugang zu Lebensmitteln und Medikamenten. Das muslimische Bangladesch hat Land zum Aufbau von 14.000 Behausungen für 85.000 Flüchtlingsfamilien bereitgestellt. Außerdem werden Grenzwächter eingesetzt, um die Weiterreise der Flüchtlinge in andere Landesteile zu verhindern.

"Politik der verbrannten Erde"

Die deutsche Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warf den Streitkräften Myanmars am Samstag eine "Politik der verbrannten Erde" in den Siedlungsgebieten der Rohingya vor. "Auch gestern brannten erneut Rohingya-Dörfer", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius in Göttingen. Die Zerstörung der Rohingya-Dörfer zeige, dass die Regierung in Myanmar unter der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi "keine Kontrolle über die Armee" habe und "trotz Demokratisierung de facto machtlos" sei. Seit dem 25. August seien mindestens 220 Rohingya-Dörfer zerstört worden. An dem Tag hatten Rohingya-Rebellen Militärposten überfallen und damit den Militäreinsatz ausgelöst. (APA; 23.9.2017)