Überrascht hat es niemanden, einfach zur Tagesordnung übergehen sollte man deshalb trotzdem nicht. Die Rede ist von der Entscheidung, der Lufthansa im Rennen um die insolvente Air Berlin Exklusivstatus zu gewähren. Wenn man sich nämlich die Zeitreihe etwas genauer ansieht, kann man eigentlich nur von einem Skandal zulasten des Wettbewerbs, der Steuerzahler und der Konsumenten sprechen.

Schon der Wechsel von Thomas Winkelmann von der Lufthansa-Gruppe zu Air Berlin hatte Spekulationen über ein Zusammengehen der beiden Rivalen genährt. Dann leaste der Kranich Maschinen des Konkurrenten. Vor der Insolvenzanmeldung gab es auch noch mehrere Telefonate zwischen Lufthansa-Granden und Regierungsmitgliedern im Berliner Wirtschafts- wie Verkehrsministerium. Als dann noch ein Staatskredit half, die Air Berlin vor dem Grounding zu bewahren, war klar: Hier ziehen Regierung und Lufthansa an einem Strang, um die Start- und Landerechte nicht neu verteilen zu müssen. Das hätte nämlich unweigerlich Konkurrenten wie Ryanair und Easyjet zu einem Ausbau ihrer Strecken verholfen.

Berlin hat nicht einmal versucht, die Schiebung zu vertuschen. Zu sicher wiegt man sich im protektionistischen Vorgehen. Die Passagiere – auch österreichische – werden sich noch wundern, wenn die Preise bei Marktanteilen von bis zu 95 Prozent in die Höhe schießen.(Andreas Schnauder, 22.9.2017)