Erst wird vor dem Bundeskanzleramt ein Graben ausgehoben, dann bläst man das Projekt nach Bürgerprotesten ab – ein klassisches Beispiel österreichischer Loch-auf-Loch-zu-Politik also. Der Jihadist aber, der sich schon darauf gefreut hatte, ungebremst mit 180 km/h in den nächsten Ministerrat hineinzubrettern, hat sich zu früh gefreut.

Denn statt Graben oder Mauer wird seinen Absichten ein anderes Objekt im Wege stehen. Die Rede ist natürlich vom Poller, nein, zutreffender: von den Pollern. Wieso die und nicht der Poller? Weil ein Poller niemals allein kommt. Es gibt in der Stadt nichts, was sich maßloser vermehrte und exzessiver wucherte als der Poller. In seinem Verbreitungsdrang nähme er es mit den Pollen, in Sachen Aufdringlichkeit auch nicht von Pappe, problemlos auf.

Poller sind die städtebauliche Lieblingswunderwaffe gegen jede urbane Gefahr. Sie schützen vor Jihadisten, und sie schützen vor entfesselten Autofahrern, welche ihr heilig's Blechle schamlos auf jedem österreichischen Trottoir parkieren würden, wenn sie kein Poller daran hinderte. Und dies tun unsere Poller hocheffizient! Eher ginge ein Kamel durch ein Nadelöhr denn ein SUV durch ein perfekt positioniertes Pollerportal!

Die Funktionalität der Poller hat ihren Preis. Poller sind hässlich. Das gilt besonders für die bunkerten, versenkbaren Betonpoller. Sie entfahren dem Boden wie stämmige Riesennudeln und provozieren bei keuschen Beobachtern unangenehme sexuelle Assoziationen. Nicht minder penetrant ist der aus dem Randstein hervorwachsende, schlanke Poller aus Gusseisen.

Man kann eine Autotür problemlos zu Klump schlagen, wenn man sie unvorsichtig neben solchen Pollern öffnet. Zudem besteht für uns Männer die Gefahr, versehentlich mit den Hoden gegen die bei vielen Pollern zu Schmuckzwecken in Genitalhöhe angebrachten Gusseisenknuddel zu donnern. Das hätte zur Folge, dass man sich nach dem dritten Dagegendonnern keine Gedanken mehr um die Empfängnisverhütung machen muss.

Die rapide Zunahme der heimischen Pollerpopulation zeigt eines deutlich: Österreich ist ein Land, in dem die Stangen wachsen. Dabei haben wir heute nur von Pollern und nicht von den Windrädern gesprochen, die das Staatsgebiet großflächig überziehen. Darüber reden wir aber gern ein andermal. Versprochen! (Christoph Winder, Album, 22.9.2017)