Neos-Chef Matthias Strolz (links) diskutierte mit Kanzler Christian Kern (SPÖ) bei Claudia Reiterer.

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Irgendetwas muss da vorgefallen sein zwischen Matthias Strolz und Christian Kern. Anders ist nicht zu erklären, wie der Neos- und der SPÖ-Chef einander am Donnerstagabend in der ORF-"Konfrontation" bei Claudia Reiterer begegnet sind. Distanziert. Entfremdet fast. So oft konnten sie einander nicht in die Augen schauen, dass Reiterer einschreiten und sie bitten musste, doch zueinander, nicht mit ihr zu sprechen.

Was ist geschehen? An häufigen Kontakt zueinander sind sie gewöhnt, also wird es nicht daran gelegen sein, dass erst am Montag Puls 4 ein Duell der beiden veranstaltet hatte.

Einen Hinweis auf die mögliche Ursache lieferte die Debatte über die kalte Progression: Strolz warf Kern vor, nicht auf die E-Mail geantwortet zu haben, mit der er dem Kanzler sein Konzept für deren Abschaffung übermittelt haben will. Kerns Erklärung: Strolz habe wohl die falsche Adresse eingetippt (ganz alter Schmäh). "Ich habe auch ein SMS geschickt", so Strolz vorwurfsvoll, und keine Antwort erhalten. Hat Kern Strolz geghostet, also die soziale Technik zur Beziehungsbeendigung mittels Kontaktabbruchs angewandt? Das wäre ungeschickt, wenn man Fernsehdiskussionen miteinander absolvieren muss.

Doch Reiterers Versuche, die beiden Politiker zum Miteinanderreden zu bringen, schienen langsam Früchte zu tragen: Das gegenseitige Vertrauen, nach dem sie vor und nach der Diskussion fragte, war zwar den Antworten nach nicht gestiegen. Aber bei den liebevollen Schlussvorwürfen, die Neos seien vor allem neoliberal und Kerns "Plan A" stehe für "Ablöse durch Doskozil", lachte man schon wieder gemeinsam. Solle noch einer sagen, Politik bringe die Leute nicht zusammen. (Sebastian Fellner, 21.9.2017)