Ein Kind verändert die Beziehung eines Paares ungemein – das führt zu Eifersucht, Streitigkeiten und Distanzierung.

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Stefan und Mareike streiten seit einigen Monaten immer öfter. Da fallen dann auch schon mal Worte wie "Glucke", "Übermama" oder "Hausmütterchen", die Mareike jedes Mal aufs Neue treffen. Stefan hat es satt, immer das Gefühl zu haben, dass er auf jeden und alles in der Familie Rücksicht nehmen soll.

Bernhard hat sich das alles anders vorgestellt. Auch er hat sich sehr auf das Baby gefreut, aber seit Emil auf der Welt ist, bringt der Kleine ganz schönes Chaos ins Leben. Für Veronika scheint es nichts anderes mehr als das Baby zu geben. Jeden Vorschlag, ein bisschen Zweisamkeit zu erleben, überhört sie. Für Bernhard scheint es manchmal so, als hätte sie ihn nur für die Zeugung gebraucht.

Heike ist, seit ihr zweiter Sohn geboren ist, ständig mit den Kindern beschäftigt und damit zeitweise überlastet. Es kommt ihr vor, dass Valentin, ihr Lebensgefährte, sich immer mehr zurückzieht und sehr viel mit seinen Freunden unternimmt. Heike hingegen kümmert sich um den Haushalt sowie die Kinder und hilft auch noch ihrer alten Großmutter, so gut es eben geht. Wenn sie sich bei Valentin über seine mangelnde Unterstützung beschwert, bekommt sie zu hören, dass er ja eh nichts richtig machen könne.

Nachwuchs stellt Beziehung auf den Kopf

Ein neues Familienmitglied bedeutet jede Menge Veränderungen. Damit rechnen werdende Eltern zwar, aber das genaue Ausmaß können sie sich vor der Geburt meist nicht vorstellen. Es werden die Rollen, die sich im Leben als Paar eingespielt haben und mit denen man vorher mehr oder weniger gut zurechtgekommen ist, plötzlich verändert und verdreht. Jetzt zählt nicht mehr, was man als Liebespaar möchte, sondern, wie gut man sich als Eltern arrangieren und auf die neue Lebenssituation einstellen kann.

Klarerweise ist die Freude über den Nachwuchs groß und darüber, dass endlich ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Gleichzeitig hätte man sich nie erträumen lassen, dass diese schöne Vorstellung einer Familie auch zeitweise in der Lage ist, sich zum Albtraum zu entwickeln.

Der spontane Besuch zu zweit eines Restaurants, eines Kinos oder einfach nur an einem regnerischen Nachmittag am Wochenende gemütlich auf dem Sofa vor dem Fernseher Zeit zu verbringen – auch all dies ist nach der Geburt eines Kindes schwer möglich. Der Nachwuchs stellt ungefragt die Beziehung auf den Kopf.

Lust und Frust

Mitunter kann es in der Schwangerschaft schon sein, dass sich der Vater in spe ausgeschlossen fühlt. Schwanger zu sein bedeutet, dass sich der Fokus der Frau verändert, sie vielleicht nicht mehr so spontan ist und Unternehmungen, die zuvor als Gemeinsames erlebt wurden, nicht mehr so wichtig und interessant findet. Abhängig vom Verlauf der Schwangerschaft kann es schon mal passieren, dass sich einer der Partner zurückgesetzt fühlt.

Schwangerschaft und Geburt eines Kindes verändern meist auch das Sexualleben eines Paares. Oftmals kann es sein, dass sich kaum Lust auf Sexualität einstellen will, wenn das Baby erstmal geboren ist. Dies kann natürlich zu Frust in einer Beziehung führen.

Mehr Verantwortung und Flexibilität

Sobald sich ein Kind ankündigt, lastet viel mehr Verantwortung auf beiden Elternteilen. Es wird durch den kleinen Menschen viel mehr Flexibilität gefordert, als es bisher meist vonnöten war. Die lautstarken Erwartungen des Säuglings sollen erfüllt werden. Den Eltern bleibt nur wenig Zeit, sich drauf einzustellen, wie fordernd dieses Zusammenleben als Familie im Gegensatz zum Leben zu zweit sein kann.

Es gilt, immer wieder die eigenen Bedürfnisse zugunsten des Kindes zurückzustellen. Aber manche lassen sich nur schwer unterordnen. So gibt es die Sehnsucht, als eigenständiger Mensch wahrgenommen zu werden, der auch gern mal im Mittelpunkt steht. Mitunter kann es passieren, dass sich vor allem der Vater durch die Reaktionen der Umwelt auf das neugeborene Kind zurückgesetzt fühlt.

Miteinander reden

Auch wenn es immer heißt, Eltern würden die Liebe von ihren Kindern zurückbekommen, ist es dann doch so, dass das allein oft nicht ausreicht. Eines ist bei all den Herausforderungen wichtig: das Gespräch miteinander. Mag es für viele Menschen unvorstellbar erscheinen, auf den eigenen Nachwuchs eifersüchtig zu sein, kann es aber durchaus vorkommen, dass der Vater auf die scheinbar intensivere Beziehung zwischen Mutter und Kind eifersüchtig ist. Dass er das Gefühl bekommt, nicht gebraucht zu werden oder weniger wichtig zu sein.

Wenn Unzufriedenheit auftaucht, wenn man sich in der eigenen Familie und seiner Vaterrolle nicht richtig wohl fühlt, dann hilft ein Gespräch. Und das Finden von gemeinsamen Vereinbarungen und individuellen Möglichkeiten, die ein Distanzieren und Zurücknehmen nicht notwendig machen. Geeignet dafür könnte eine von Anfang an fix eingeplante Paarzeit sein oder eine wöchentliche Unternehmung.

Ihre Erfahrungen?

Welche Veränderungen hat Ihr Baby in Ihre Paarbeziehung gebracht? Waren Sie als Vater jemals eifersüchtig auf Ihr Kind? War Eifersucht auf das Kind in Ihrer Beziehung jemals ein Thema? Posten Sie Ihre Erfahrungen, Fragen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 22.9.2017)