Wien – Stammzellen sind Alleskönner, die in der Therapie etwa kranke Blut-, Hirn- und Herzmuskelzellen ersetzen sollen. Doch das klappt nicht immer reibungslos: Manchmal geraten sie auf Abwege und bilden Krebszellen. Nun haben Wiener Forscher entdeckt, dass Stammzellen auf umliegende Zellen Einfluss nehmen und sie gleichsam zu Mittätern machen, wenn sie zu Tumore werden. Verhindert man diese Kommunikation, entstehen keine Stammzelltumore, erklären sie im Fachmagazin "Nature Communications".

Derzeit seien international dutzende klinische Studien im Gange, wo im Labor verschiedene menschliche Zelltypen hergestellt werden. Sie werden in Patienten transplantiert, um geschädigtes Gewebe und Organe zu regenerieren, so die Forscher um Markus Hengstschläger vom Institut für Medizinische Genetik der Medizinischen Universität (Meduni) Wien in einer Aussendung. Doch dabei täte sich ein "altbekanntes und bisher ungelöstes" Problem auf, nämlich, dass die Stammzellen in den Körpern der Patienten immer wieder eine Karriere als Krebszellen einschlagen und andere Nebenwirkungen wie Fibrosen hervorrufen.

Signal zum Zellwachstum

Die Wiener Forscher fanden heraus, dass die Stammzellen dazu aber Hilfe benötigen. "Sie sprechen quasi mit den Zellen ihrer Umgebung, indem sie Signale ausschicken, wie den Wachstumsfaktor IGF (Insulin-like Growth Factor)", sagte Hengstschläger. Diese aktivieren in Blutzellen und anderen benachbarten Zellen den "mTor"-Signalweg, der etwa das Zellwachstum antreibt und die Mobilität von Zellen fördert. "Dadurch wandern diese Zellen im Körper herum und auch in den Tumor hinein, und ernähren diesen", erklärte er. So entstünden Teratome (Stammzelltumore) und andere Nebenwirkungen.

Hält man den umliegenden Zellen jedoch quasi die Ohren zu, indem man bei ihnen den "mTor"-Signalweg blockiert, kann sich kein Tumor entwickeln. "Diese Entdeckung ist ein wichtiger Schritt in Richtung der sicheren therapeutischen Anwendung von Stammzellen am Menschen", meinen die Forscher. (APA, red, 26.9.2017)