Strolz, Lunacek und Kern bei Puls 4.

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Man ist es nicht mehr gewohnt: zwei Menschen, die sich im Wahlkampf und im Fernsehstudio gegenüberstehen, und trotzdem wirklich miteinander reden. Ganz normal. So mit Fragen und Antworten. Ohne Häme, ohne persönliche Untergriffe. Dieses seltene Schauspiel konnte man am Montagabend bei Corinna Milborn auf Puls 4 beobachten.

Ulrike Lunacek, Spitzenkandidatin der Grünen, und SPÖ-Kanzler Christian Kern diskutierten Sachfragen wie Migration, Integration, Klimawandel und Freihandelsabkommen, und rutschten trotz unterschiedlicher Positionen nie ins Destruktive ab. Auch wenn Lunacek ihre Enttäuschung darüber, dass Kern "die Tür zur FPÖ aufgemacht" hat, oft wiederholte. "Sie macht das richtig gut", meinte Kern lachend, weil sie nicht von diesem Punkt abrückte. Nachdem Kern Grenzkontrollen predigte, konnte Lunacek ihm sogar ein Ja zu einer gemeinsamen Initiative abringen: Sollte man eine Regierung verhandeln, will man wieder legale Fluchtwege für jene, die Asyl brauchen, über Botschaften schaffen. Auch die Geschenke, ein Korb mit fair gehandelten Produkten für Kern, eine blumige Fahrradklingel für Lunacek, sowie die Bücher "Stille Machtergreifung" von Hans-Henning Scharsach und "Verdrängte Zeiten" über die ÖBB in der NS-Zeit, freuten beide offenbar.

Ganz anders war das im zweiten Duell, als Neos-Chef Matthias Strolz seine mitgebrachten roten Flipflops für Kern mit Spitzen überreichte. Strolz brachte gewohnt aufgebracht sein Lieblingsthema, die kalte Progression, ins Spiel. Kern punktete, indem er weniger, aber ruhiger redete. "Ich mag Sie auch, Herr Strolz", meinte er etwa. Da mussten viele im Studio lachen. Strolz nicht. (Colette M. Schmidt, 18.9.2017)