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Bei Apple ist man von den Neuerungen des iPhone X begeistert.

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Seit Freitag wird das iPhone 8 verkauft. Fans haben darauf gewartet.

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Immer wenn Testern nichts mehr zu einem neuen Apple-Smartphone einfällt, heißt es im Fazit eines Tests: "Das beste iPhone, das es je gab". Diese bei näherer Betrachtung ziemlich niedrig gelegte Hürde – immerhin führt schon die übliche Technikprogression dazu, dass die Hardware von Jahr zu Jahr besser wird – beansprucht Apple natürlich auch für das vor kurzem vorgestellte iPhone X. Und tatsächlich hat sich im Vergleich zu den eher iterativen Updates der letzten Jahre bei diesem recht viel getan – zumindest aus der Perspektive der Apple-Welt. Anders sieht dies jemand, der auch mit aktuellen Android-Smartphones vertraut ist: The-Verge-Autor Vlad Savov wagt in einem aktuellen Artikel nun diesen Blick über den Betriebssystemzaun.

Besser, aber...

Als langjähriger Android-User zeigt sich Savov von den Neuerungen des iPhone X durchaus angetan, sieht gleichzeitig aber auch nichts, was ihn zu einem Wechsel bringen könnte. Erfreulich sei, dass das neue Smartphone alleine schon aufgrund der Marktstärke von Apple die Verbreitung so mancher Technologie vorantreiben werde. Gleichzeitig bewegen sich die wahren Innovationen im Vergleich zur Vielfalt der Android-Welt aber auch in einem recht überschaubaren Rahmen.

Beispielhaft

Geradezu ein Paradebeispiel hierfür ist die Aufnahme von Qi Wireless Charging, das in der Android-Welt schon seit Jahren von vielen Smartphones unterstützt wird. Technisch gesehen bildet dessen Integration in das iPhone X also keinen Fortschritt, dass Apple sich aber für einen auch von der Konkurrenz genutzten Standard entschieden habe, sei gut für alle Beteiligten. Immerhin könnte dies der Technologie zum Durchbruch auf dem Massenmarkt verhelfen, und zwar ohne der – Stichwort "Lightning" – von Apple gewohnten Alleingänge.

Neues Design

Das Redesign der iPhone-Reihe sei ganz prinzipiell einmal zu begrüßen, da solche Veränderungen den Mitbewerb und die Innovationsfreudigkeit des Marktes als Ganze anfeuern. Als jemand, der heuer schon Geräte wie das Galaxy S8, das LG V30 oder auch das Essential PH-1 in der Hand gehalten hat, kann Savov aber wenig Beeindruckendes erkennen. Der dünne Rahmen rund um das Display sei zudem etwas, das zunächst sehr gut aussehe, das man aber auch schnell im Alltag wieder vergesse. Davon abgesehen, sei es seltsam, dass ein Unternehmen, dass auf solch ein minimalistisches Design setze, noch immer die Kamera aus dem Gehäuse herausstehen lasse.

Kamera

Von der Kamera erwartet Savov keine Wunderdinge. Zwar kann Apple seit Jahren mit konsistent guten Smartphone-Bildern aufwarten, aber auch das neue iPhone biete nichts, was ihn von seiner derzeit bevorzugten Kombination Google Pixel und Google Photos hin zur Apple-Welt bringen könnte. Vielversprechender sei da schon der Prozessor, da Apple erstmals eine eigene Grafikeinheit verwendet. Aber auch hier falle ihm eigentlich kein Moment in den letzten Jahren ein, wo ihm die zusätzliche Rechenkraft von Apples Prozessoren abgegangen wäre, insofern sei nicht zu erwarten, dass sich dies heuer ändere.

Kein Fortschritt

Zu Face ID hat Savov ein gespaltenes Verhältnis: Einerseits sehe es so aus, als ob Apple die Gesichtserkennung wirklich gut umgesetzt hat, andererseits betont der Verge-Autor aber auch, dass er ganz prinzipiell den Nutzen darin nicht erkennen kann. Im besten Fall funktioniere Face ID so gut wie jenes Touch ID, das es ablöst – ein realer Fortschritt fehlt aber. Zudem könnte die Vorbildwirkung von Apple auf den Restmarkt hier äußerst negative Auswirkungen haben. Es sei zu befürchten, dass so mancher Android-Hersteller von Apple "inspirieren" lasse und eine ähnliche Lösung verbaut – nur eben schlampig und somit die Sicherheit der User gefährdend.

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Spannend könne es hingegen werden, wie Apples neue Gestensteuerung ankommt. Immerhin haben sich in den letzten Jahren schon zahlreiche Betriebssystemhersteller – von Palm über Nokia bis zu Blackberry – an einem System ganz ohne klassische Navigationsknöpfe versucht, und alle seien sie gescheitert. Apples Ansatz wirke zwar interessant, aber erste Erfahrungen ließen dieselben Zweifel daran aufkommen, die es schon bei der Konkurrenz gab: nämlich dass es zu kompliziert und somit für die Nutzer schwer verständlich sei. (red, 22.9.2017)