München – Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sorgt sich angesichts der Diskussionen um Kommerz, Transferwahn und Überbelastung um die Zukunft des Fußballs. "Ich sehe eine Tendenz, bei der man aufpassen muss, dass man den Fußball und die Fußballer nicht überstrapaziert", sagte Merkel in einem Interview, das der ehemalige Nationalteam-Kapitän Philipp Lahm für die "Bild am Sonntag" führte.

"Es gibt immer mehr Spiele, immer mehr Werbedruck. Ich sorge mich, dass die Freude am Fußball verloren geht, wenn die Bindung der Fans an die Spieler schwindet, weil die von einem Verein zum anderen wechseln", ergänzte Merkel (63). Die Anhänger aber brauchten "Idole", um sich mit ihren Klubs identifizieren zu können.

Außerdem mahnte Merkel, die internationalen Verbände FIFA und UEFA müssten "transparent sein. Es sollte so sein, dass die Menschen nicht dauernd die Sorge haben müssen, dass vielleicht doch etwas nicht ganz mit rechten Dingen zugeht. In den letzten Jahren ist da viel Vertrauen verlorengegangen." Bei der Vergabe von Großereignissen müssten "bestimmte Mindeststandards gewährleistet sein", forderte sie.

Am Tag der Bundestagswahl am 24. September sieht sich die CDU-Politikerin "wie vor einem großen Fußballspiel: Man wartet, dass der Zeitpunkt kommt, an dem man weiß, wie es ausgegangen ist." Anders als die Kicker sei sie jedoch "zur Passivität verurteilt. Das ist der Unterschied: Sie warten auf ein entscheidendes Spiel und dann können Sie alles, was Sie haben, geben. Das passiert bei mir in der Zeit vorher", sagte Merkel zu Lahm. (sid, 17.9. 2017)