London – Bei der Fahndung nach den Hintermännern des Bombenanschlags in der Londoner U-Bahn hat die Polizei am Samstag am Hafen von Dover einen 18-Jährigen festgenommen. Wenige Stunden später durchsuchten Beamte ein Haus in der Nähe des Flughafen Heathrow. Das Gebäude sowie die umliegenden Häuser in der Ortschaft Sunbury wurden im Rahmen der Razzia evakuiert. Weitere Festnahmen gebe es zunächst nicht, teilte die Londoner Polizei über Twitter mit.

Trotz der Fahndungserfolge würden die Ermittlungen fortgesetzt und die Bedrohungslage weiter als "kritisch" eingestuft. Die Beibehaltung der höchsten Terrorwarnstufe deutet darauf hin, dass die Behörden einen weiteren Anschlag befürchten.

Warnstufe erhöht

Die Warnstufe fünf bedeutet, dass die britischen Behörden einen unmittelbar bevorstehenden Terroranschlag für möglich halten. Bei der Explosion einer selbst gebauten Bombe in einer voll besetzten U-Bahn nahe der oberirdischen Haltestelle Parsons Green waren am Freitag mindestens 29 Menschen verletzt worden. Die Haltestelle wurde am frühen Samstagmorgen wieder für den Betrieb freigegeben.

Auf dem Foto soll der Sprengkörper zu sehen sein, der am Freitag in der Londoner U-Bahn explodiert ist.
Foto: AFP PHOTO / AFP PHOTO AND @sylvainpennec / Adrian DENNIS

IS droht mit weiteren Anschlägen

Die Jihadistengruppe "Islamischer Staat" reklamierte den Anschlag für sich. Ein Kämpfer des IS habe die Tat ausgeführt, meldete das IS-Sprachrohr Amaq am Freitagabend im Internet. In einer weiteren Nachricht hieß es, dass es "Soldaten des Kalifats" gelungen sei, mehrere Sprengsätze zu platzieren, von denen einer 30 Menschen getroffen habe. Das Schlimmste komme jedoch noch, hieß es über die üblichen Kanäle, über die der IS auch in der Vergangenheit schon Anschläge für sich reklamiert hatte.

Die Bombe in London explodierte gegen 08.20 Uhr mitten im morgendlichen Berufsverkehr. Die Station Parsons Green liegt im westlichen Zentrum der Millionenmetropole, nahe dem Stadion des Fußballclubs FC Chelsea. Augenzeugen berichteten von einem lauten Knall und einer "Feuerwand" beziehungsweise einem "Feuerball" in der Bahn.

Die Spurensicherung untersuchte den U-Bahnwaggon. Mittlerweile wurde die Haltestelle Parsons Green wieder freigegeben.
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Fünf Anschläge 2017

Großbritannien ist damit bereits zum fünften Mal in diesem Jahr Ziel eines Anschlags geworden. Bei vier früheren Anschlägen in London und Manchester in diesem Jahr waren insgesamt 36 Menschen ums Leben gekommen, drei der Attacken gingen auf das Konto von Islamisten.

Die höchste Terrorwarnstufe war zuletzt im Mai nach einem Bombenattentat auf die Besucher eines Konzerts in Manchester ausgerufen worden. Dort waren 22 Menschen getötet worden.

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Mitarbeiter eines lokalen Pizzarestaurants verteilten gratis Pizzen an die Einsatzkräfte vor Ort.
Foto: REUTERS/Hannah McKay

Attentat auf Westminster-Brücke

Im März war ein Attentäter auf der Londoner Westminster-Brücke mit einem Auto gezielt in Fußgänger gerast, bevor er einen Polizisten auf dem Gelände des Parlaments niederstach. Fünf Menschen starben. Acht Menschen kamen bei einem Angriff auf das Londoner Ausgehviertel Borough Market und die London-Bridge ums Leben. Ein Mann starb bei einem Angriff auf Moscheebesucher Ende Juni in London. (red, APA, 16.9.2017)