Die Wrestlerinnen Kawai Risako (Japan) und Allison Machenzie (USA) bei den World Wrestling Championships in Paris 2017. Sportlerinnen warten seit 25 Jahren auf Sendezeiten und Wertschätzung, wie sie ihre männlichen Kollegen bekommen.

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Frauenfußball? "Wie fad", hörte man zu Beginn der diesjährigen Frauenfußball-EM immer wieder. Der Frauenfußball, so die vertretenen Meinungen in sozialen und traditionellen Medien, sei nicht nur öd, sondern lasse bei Tempo und Taktik zu wünschen übrig. Und überhaupt sei das fußballerische Niveau der Frauenfußball-EM schlicht niedrig. Der Erfolg des österreichischen Teams überzeugte dann doch sehr viele und der ORF konnte hervorragende Quoten vermelden. Ein kleiner Erfolg für Sportlerinnen in einer von Männern dominierten Branche, in der die Leistungen von Frauen laufend niedriger bewertet werden, wie eine Studie zeigt.

Die eben erschienene Untersuchung analysierte, wie Sportnachrichten über Frauenfußball berichten und somit Wertungen verbreitet werden. Sportnachrichten präsentieren Frauensport als langweilige und glanzlose Veranstaltung. Das fanden ForscherInnen heraus, die die Sportnachrichten über 25 Jahre hinweg verfolgten. Gleitet wurde die Langzeitstudie von Cheryl Cook von der Purdue University sowie von Michael Musto und Michael A. Messner von der University of Southern California.

Als öd präsentierter Frauensport

Ab 1989 wurden für die Studie alle fünf Jahre sechs Wochen Sportnachrichten von drei in Los Angeles stationierten Nachrichtensendern und drei Wochen des US-amerikanischen Sportsenders ESPN analysiert. Diese Untersuchungen konnten zeigen, wie sich die Berichterstattung über Sportlerinnen durch vorwiegend männliche Moderatoren veränderte und wie sich der Sexismus in den Sportnachrichten wandelte. Während es in den 1990er-Jahren tendenziell noch offenen Sexismus gegenüber Sportlerinnen gab, konnten die ForscherInnen in den Jahren 1999 bis 2009 subtilere Mechanismen beobachten, durch die Sportlerinnen marginalisiert wurden. So zeigte sich, dass sie immer wieder mit ihren anderen, "weiblicheren" Rollen, in Verbindung gebracht wurden: als Mütter, Ehefrauen oder Freundinnen.

Die aktuellsten Daten aus dem Jahr 2014 zeigen schließlich noch einmal eine Wendung dahingehend, dass Frauensport als langweilig und uninteressant dargestellt wurde. Und dies werde so argumentiert, dass es schließlich Faktum sei, dass Frauensport nun einmal weniger Interesse und Begeisterung beim Publikum hervorrufe. Die ForscherInnen konnten nun zeigen, dass die Sportnachrichten maßgeblich an diesem Desinteressen mitarbeiten.

Spannungsgeladener Sprachstil

Neben ihren Analysen, wie offen oder subtil sexistisch über Sportlerinnen berichtet wird, hat die Studie auch konkrete Zahlen bezüglich der Unterrepräsentanz von Frauen im Sport erhoben. Der Sender ESPN wendete etwa nur halb so viel Zeit für Beiträge über Frauensport als über Männersport auf. Unterschiede zeigten sich auch im Sprachstil. Wenn über Männersport gesprochen wurde, taten sie das häufiger in einem spannungsgeladeneren, hektischeren Sprachstil als beim Frauensport. Auch wurden beim Männersport in einem von drei Berichten ein Coach oder ein Spieler interviewt, was beim Frauensport nur in einem von vier Berichten der Fall war. Und schließlich geizten SportkommentatorInnen mit Komplimenten für die sportlichen Leistungen von Frauen, während jene von Sportlern öfter als "schön", "großartig" oder "perfekt" kommentiert wurden.

Die Forscherinnen und Forscher sehen in der geringeren Berichterstattung sowie in der transportierten geringeren Wertschätzung den Schlüssel für die Missachtung von Frauensport. Der anhaltende Glaube, dass Frauensport weniger interessant sei, könnte sowohl die Schlagzeilen als auch den Ticketverkauf oder die Werbeeinschaltungen während Sportevents beeinflussen. Und dies wiederum würde die Chancen, Sponsoringverträge abzuschließen, und die Bezahlung der Sportlerinnen und Coaches beeinflussen, resümieren die WissenschafterInnen die Konsequenzen der Schieflage in der Sportberichterstattung. (beaha, 14.9.2017)