Wanzen sind unempfindlich gegen Kälte und können bis zu 40 Wochen ohne Nahrung auskommen. Sie übertragen aber keine Krankheiten.

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Klagenfurt/Wien – Alpine Hütten und Beherbergungsbetriebe haben immer öfter mit Bettwanzen zu kämpfen. Wie der Alpenverein Klagenfurt am Mittwoch in einer Aussendung mitteilte, ist die "Klagenfurter Hütte" und die "Vorderkaiserfeldenhütte" von den Insekten befallen: Österreichweit sei das kein Einzelfall – der Alpenverein spricht von einer "Wanzenoffensive", von der schätzungsweise etwa 15 bis 20 Prozent der Beherbergungsbetriebe betroffen sind.

Genauer lasse sich das nicht sagen, da nicht alle Wanzenarten gleich aktiv seien, betont Karl Selden, der Vorsitzende des Alpenvereins Klagenfurt.. Den Grund für die zunehmende Verbreitung ortet Selden einerseits darin, dass es einen Trend zu Weitwanderungen gibt, bei der die Alpinisten im Rucksack nicht nur ihre Ausrüstung, sondern auch die Parasiten von Hütte zu Hütte schleppen. "Und wie man von Experten hört, sind sie mittlerweile auch noch gegen viele Insektizide immun", so der Vorsitzende des Alpenvereins Klagenfurt.

Bis zu 100.000 Euro Verlust

Das bekam man auch in der erst vor Kurzem neu renovierten "Klagenfurter Hütte", einem Ausflugsziel in den Karawanken, zu spüren: Nachdem es im Frühjahr die ersten Bettwanzenstiche gab, erhitzte und begaste man die Räume – doch vergebens. Nun wird der Nächtigungstrakt im ersten Stock der Hütte zur Baustelle. Teile der Wände, des Bodens und der Decke in jedem Zimmer werden abgetragen, um den Wanzen auch im letzten Schlupfwinkel den Garaus zu machen. Die Kosten werden mit bis zu 100.000 Euro beziffert – nicht mit einberechnet die Verluste, die dem Pächter durch den Wegfall der Zimmervermietung entstehen.

Wanzen sind Fluchttiere

Warum sich die Wanzen gerade in Hütten so wohlfühlen? "Der Grund dafür ist genau das, was alpines Nächtigen so schön macht – die Ausstattung der Zimmer mit viel Holz. Holz hat überall Spalten und Fluchtwinkel", sagt Selden, der auch glaubt, dass man bei der Gestaltung von Hütten in Zukunft umdenken wird müssen: "Die Zimmer werden in Zukunft wohl puritanischer und nicht mehr so gemütlich eingerichtet werden."

Dass der Befall mit mangelnder Hygiene zu tun haben kann, stellte Selden in Abrede: "Wanzenbefall wird definitiv nicht durch fehlende Reinlichkeit, sondern durch Einschleppung verursacht." Bettwanzen sind Fluchttiere, die sich bei Tag in Holzritzen verbergen und nur in der Nacht aktiv werden. Die Blutsauger sind unempfindlich gegen Kälte und können bis zu 40 Wochen ohne Nahrung auskommen. Doch zumindest eine weniger schlechte Nachricht gibt es für Wanderer, die sich über einen Stich ärgern: Wanzen übertragen keine Krankheiten und die Schwellungen, ähnlich einem Stich von anderen Insekten, verschwinden nach rund zwei Wochen rückstandslos. (APA, red, 13.9.2017)