Für Sepp Schellhorn wird die WKO für die ÖVP "instrumentalisiert".

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Wien – Neos-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn kritisiert, wie berichtet, die Verflechtungen zwischen Parteien und Kammern und ruft daher zum Wirtschaftskammer-Boykott auf. Bestätigt fühlt er sich durch eine E-Mail des Büroleiters von Wiens WK-Präsident Walter Ruck, in der dieser gemeinsam mit einem Freund zu einem "couleurstudentischen Abend" mit ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz lud.

"Der Abend steht für uns im Zeichen des Mitgestaltens bei einer Sache, von der wir überzeugt sind", heißt es in der Mail, die Büroleiter Florian Gross am 10. August über seinen Wirtschaftskammer-Account verschickte und die dem STANDARD vorliegt. Die Veranstaltung fand schließlich am 22. August im Beisein des ÖVP-Chefs statt.

"Vorfeldorganisation der ÖVP"

Für Schellhorn ist das "einer der vielen Beweise, dass die Wirtschaftskammer mittlerweile eine Vorfeldorganisation der ÖVP" sei und für den laufenden Wahlkampf "bewusst instrumentalisiert wird". Die Verwendung der Wirtschaftskammer-Adresse sei ein "inakzeptabler Zustand und hat eine schwere parteipolitische Schlagseite".

Gross weist die Vorwürfe auf Anfrage zurück. Die Veranstaltung sei eine "persönliche Angelegenheit" gewesen, die Kammer-E-Mail benutze er "aus Bequemlichkeit", weil er ständig erreichbar sein wolle und privat gar kein Handy oder eine E-Mail-Adresse habe. Für die Kammer sei kein einziger Cent an Kosten angefallen. (go, 12.9.2017)