Es wird enger am Logistikmarkt. Die Branche kontert mit neuen digitalen Diensten.

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Wien – Hört man sich in der Logistikbranche um, spiegelt sich ein optimistisches Stimmungsbild. Über steigende Volumina wird nicht geklagt, doch die sinkenden Margen bereiten Sorgen. "Unser Paketgeschäft läuft über unsere Erwartungen gut, obwohl wir einen so starken Wettbewerb wie noch nie haben", sagt zum Beispiel Georg Pölzl, Vorstandschef der Österreichischen Post. 2016 hat die Post 81 Millionen Pakete zugestellt.

Mit flächendeckender Samstagzustellung, die zu 80 Prozent österreichweit durchgeführt wird, Zustellung am gleichen Tag in Salzburg, Linz und Wien, möchte Pölzl potenzielle Geschäftskunden in Richtung Gelbe Post locken: "Wenn ein Kunde in einer weiteren Landeshauptstadt starten will, können wir das innerhalb von drei Wochen umsetzen", verspricht der oberste Postler.

Für den Endkunden böte man derzeit 17.000 Empfangsboxen, 250 Abholstationen und 330 Selbstbedienungszonen an. Ende 2016 wurde das neue Produkt Flexibox ausgerollt; eine Empfangsbox direkt an der Wohnungstür. Damit will man den Kunden, die online bestellen, in Sachen Komfort bei der Zustellung entgegenkommen. In diesem Jahr kamen die Postler auch mit neuen Produkten wie das "Päckchen" und "Paket light" auf den Markt.

Und weiter? "Wir haben uns für 2017 viel vorgenommen. Wir werden einen Kurierdienst mit Wunschtag und Zeitfenster in Ballungsräumen einführen inklusive Abholung vom Privatkunden, wenn das dieser wünscht", kündigt der Postchef an. Außerdem wird im Norden Wiens gerade ein neues Logistikzentrum errichtet, das 2018 in Betrieb geht.

E-Commerce und Expansion

Bei der Augustin Quehenberger Gruppe lief es nach eigenem Bekunden 2016 besonders gut in Südosteuropa. Unter hohem Wettbewerbsdruck steht allerdings der Komplettladungsverkehr wegen der zu geringen internationalen Ladungsmengen, sagt Christian Fürstaller, CEO des Unternehmens.

Stolz ist der Manager auf das neue Logistikzentrum in Enns für den Drogisten dm. Dieses Projekt und andere interessante Projekte im Fashion- und Retailbereich zählt er zu den Erfolgen des vergangenen Jahres genauso wie den Start eines Lager- und Distributionsgeschäft mit einem Kunden aus dem Reifenbereich. Digital unterwegs ist der Fuhrpark, "hier weise ich auf unsere sehr weit entwickelte Telematiklösung hin".

Bei Österreichs Traditionsspedition Gebrüder Weiss, die auf eine fünfhundertjährige Firmenhistorie zurückblickt und erst jüngst das Tiroler Speditionsunternehmen Kapeller gekauft hat, läuft es nach eigenen Aussagen ebenfalls zufriedenstellend.

"Wir sind mit dem Geschäftsverlauf in Österreich sehr zufrieden und gehen von einem positiven Jahresergebnis aus", resümiert Wolfgang Niessner, CEO von Gebrüder Weiss. Das Speditionsunternehmen hat 2016 als Lead Logistics Provider für einen internationalen Hightech-Konzern eine europaweite Logistiklösung geschaffen.

Bei Home-Delivery wurde mit dem Zwei-Mann-Handling und der Möbelmontage das B2C-Produkt GW pro.line erweitert. "Wir sind damit zum österreichischen Marktführer avanciert", sagt Niessner. Dem permanent steigenden E-Commerce-Geschäft entsprechend hat Gebrüder Weiss den Bereich E-Fulfillment-Lösungen in mehrere Länder in Mittel- und Osteuropa ausgeweitet. In der Türkei, Kasachstan und im Iran wurden Niederlassungen eröffnet. Damit verbunden ist eine Expansionsstrategie für Güterverkehre zwischen Europa und China.

Digitales Spektrum

E-Commerce ist auch ein Theman bei DB Schenker in Österreich. Es sei es gelungen, die Marktposition zu festigen, erklärt Helmut Schweighofer, Vorstandschef von DB Schenker Österreich. Mit dem Ziel, kleine und mittelgroße Unternehmen im Internetvertrieb zu unterstützen, habe DB Schenker die E-Commerce-Lösung "Netlivery" entwickelt.

Mit dieser Lösung wolle man das digitale Verkaufs- und Logistikspektrum aus einer Hand anbieten und Online-Shop-Systeme mit Zustellkonzepten verbinden.

Im ÖBB-Güterkonzern Rail Cargo Group (RCG) ortet man am Logistikmarkt aktuell eine sehr angespannte Lage. Man bewege sich in einem schwierigen Umfeld. Die Mengen steigen, doch der Druck auf die Margen sei sehr groß. Auch die althergebrachte Konkurrenz zwischen Lkw und Zug stößt den Eisenbahnern sauer auf: Denn der Lkw fährt in vielen Fällen billiger als die Bahn.

"Von einer Wettbewerbsgleichheit zwischen Schiene und Straße sind wir weit entfernt", lamen-tiert ÖBB-Holding-Chef Andreas Matthä. Er definiert ein Ziel: "Wir müssen intensiv daran arbeiten, logistische Gesamtkonzepte zu entwickeln, die für unsere Kunden im Güterverkehr attraktiv sind." Ein Alleinstellungsmerkmal sieht Matthä: Die RCG sieht sich als Bahnlogistiker für den gesamten Transportweg. (Markus Trostmann, 18.9.2017)