Ui, wie war die Schadenfreude groß. US-Präsident Donald Trump, der den Austritt seines Landes aus dem Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnete, musste dieser Tage sein Resort Mar-a-Lago räumen lassen – es liegt in einem Gebiet des Bundesstaats Florida, das Hurrikan Irma zu verwüsten drohte. Der Mann, der im Jahr 2012 die Erderwärmung noch für eine chinesische Erfindung, um die US-Wirtschaft zu schädigen, hielt, darf nun selbst erleben, was Ignoranz auslöst.

Dazu muss man sagen, dass es derzeit keine Hinweise gibt, dass die Zahl der Wirbelstürme zunimmt. Allerdings gibt es Indizien, dass sie aufgrund der wärmer werdenden Ozeane verheerender werden – Irma ist einer der stärksten je über dem Atlantik registrierten. Grund zur Schadenfreude sollte eine Katastrophe aber ohnehin nie bieten – vor allem, wenn man selbst nicht recht viel besser ist.

Der Klimawandel ist neben einer Apokalypse durch einen weltweiten Nuklearkrieg das gravierendste Problem der Menschheit. Im heimischen Wahlkampf merkt man davon nichts. Da geht es primär um Flüchtlinge und Steuern. Was kurzsichtig ist, da der Klimawandel mit diesen Kernbotschaften zu tun hat.

Beispiel Flucht und Migration: Laut dem World Food Programme der Vereinten Nationen lebten im Jahr 2015 von 795 Millionen hungernden Menschen 80 Prozent in jenen Gebieten Afrikas, Südostasiens und Südamerikas, die laut Modellrechnungen besonders vom Klimawandel betroffen sind. Kombiniert man dis mit dem ungebremsten Bevölkerungswachstum in diesen Regionen und den miserablen staatlichen Strukturen, wird offensichtlich, was für ein Problem hier dräut.

Man sollte also meinen, dass der Kampf gegen die Erderwärmung ganz oben auf der Agenda der Politik steht, so diese nicht ganz Nordafrika in ein einziges Auffanglager verwandeln will. Vielleicht steht es ja sogar auf der Agenda, die breite Öffentlichkeit erfährt es zumindest mittels Wahlwerbung nicht. Da wird gelobt, "Wieder mehr für die Fleißigen" zu tun, es werden "Faire Steuern" versprochen, und "Steuersenkung auf Arbeit" wird gefordert. Die Finanzierung der Versprechen bleibt vage.

Nur in Sonntagsreden wird seit Jahr und Tag davon gesprochen, den Faktor Arbeit zugunsten von Ökosteuern zu entlasten. An den Arbeitstagen will man davon nichts mehr wissen. Im Gegenteil: Die 2011 eingeführte Flugabgabe wird 2018 halbiert. Und so weit, dass man sich international für ein Ende der Steuerfreiheit von Kerosin starkmacht – oder gar wie die Niederlande einen Alleingang wagt -, ist man erst recht nicht. Das Wahlvolk will schließlich weiter um eine Handvoll Euro am Wochenende umherjetten.

Genau das wäre Aufgabe der Politik – dem Wahlvolk klarzumachen, was bevorsteht, was man gegen den Klimawandel zu tun gedenkt und was die Maßnahmen kosten. Oder es wäre Aufgabe der Wähler, dies einzufordern. Aber Häme gegenüber Trump ist halt einfacher. (Michael Möseneder, 10.9.2017)