Christoph Wolf ist seit zwei Jahren Geschäftsführer der seit 2015 opositionellen ÖVP Burgenland.

Foto: ÖVP Burgenland

Der Wind steht günstig für den Christoph Wolf. Und daraus macht er auch wenig Hehl, obwohl er nach gängiger Lehre aus Motivationsgründen seine ÖVP für die bevorstehenden Herbstwahlgänge etwa herunterreden müsste. Aber mit dem Sebastian Kurz im Rücken?

Seit zwei Jahren ist der 31-jährige Christoph Wolf schwarzer Landesparteigeschäftsführer im Burgenland. Seit fast ebenso lange bereitet er sich in der Parteizentrale in der Eisenstädter Julius-Raab-Straße vor auf die regulären Kommunalwahlen, den ersten Urnengang seit dem Verlust der Regierungsbeteilung im Land. Wolf kam also in einer Phase schwarzer Selbstzweifel und –findung.

Im Frühjahr, so Wolf, hat die Intensivphase begonnen. Sieben Mitarbeiter in der Zentrale, neun in den Bezirken, unzählige Funktionäre in den Ortschaften haben sich nach und nach in Bewegung gesetzt. "Wir informieren und servicieren rund 5000 Kandidaten für die Gemeinderäte, 161 bewerben sich ums Bürgermeisteramt. Wir treten in 170 von 171 Gemeinden an." Nur Tschanigraben bleibt, wieder einmal, ohne schwarze Ambition.

Lebensbaum

Man informiert und schult die Ortsfunktionäre, bietet Werbemittel an. "Wir haben einen richtigen Katalog, aus dem man auswählen kann, zum Beispiel einen Lebensbaum für Neugeborene." Man drängt aufs Einhalten von Fristen und Vorschriften. Nicht immer erfolgreich.

In der Ortschaft Sieggraben etwa hat der VP-Bürgermeister 13 Ungarn als Zweitwohnsitzer angemeldet kurz vorm Fristende, was der Landesverwaltungsgerichtshof kippte. Im benachbarten Marz hat man einen jener Männer am Listenende kandidiert, den Ulrich Seidl im mittlerweile sprichwörtlichen Nazikeller gefilmt hatte. Eine Optik, die Wolf per Machtwort korrigierte.

Karrierestufe

Sowas ist das übliche täglich‘ Brot eines Parteimanagers. Das bringt allerdings auch mit sich, die Partei bis in die kleinste Verästelung kennenzulernen, weshalb der Geschäftsführerposten nicht nur in den ÖVP eine nutzbringende Karrierestufe ist. Zumal diesmal die Herausforderung eine doppelte, im Wolf’schen Fall gar eine dreifache ist.

Jetzt müssen er und sein Team auch den Nationalratwahlkampf schupfen. Wo immer "der Sebastian" auftaucht, gilt es ja, eine Großveranstaltung zu schaukeln. Auch der Rückenwind braucht freie Bahn.

Bürgermeistertraum

Und Christoph Wolf checkt auch für sich selber. In Hornstein/Vorištan, seit Menschengedenken tief rot, will er Bürgermeister werden. 2012 kam er auf immerhin knapp 42 Prozent.

Bürgermeister, das würde den geprüften Steuerberater, schon taugen. Sehr taugen auch mehr Zeit für daheim, wo der frisch gepflanzte Lebensbaum zu pflegen wäre. Ob der junge Vater – Sohn Benjamin ist ein Jahr alt – einem allfälligen Ruf der Partei widerstehen kann, darf allerdings bezweifelt werden. Christoph Wolf, dem ein sehr gutes Verhältnis "zum Sebastian" nachgesagt wird, wäre diesbezüglich der erste. (Wolfgang Weisgram, 11. 9. 2017)