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Kurz nach dem Ende der letzten Kaltzeit waren Braunbären noch über ganz Europa verbreitet. Heute gibt es nur mehr einige wenige Restpopulationen.

Foto: AP/Becky Bohrer

Frankfurt am Main – Klimatische Veränderungen seit der letzten Kaltzeit könnten für den stetigen und zuletzt dramatischen Rückgang der Braunbärenpopulation in Europa verantwortlich sein. Wie eine aktuelle Studie nahelegt, haben vor allem steigende Wintertemperaturen während der vergangenen 12.000 Jahre die Fortpflanzungsrate der Tiere verringert, was letztlich maßgeblich zu deren Verschwinden beigetragen hat.

Zudem wurden durch die Klimaveränderung größere Flächen für den Ackerbau nutzbar, was den Lebensraum der Tiere zusätzlich verkleinerte. Dass das Verschwinden der Braunbären mit dem Menschen und seiner Landnutzung zusammenhängt, ist längst unumstritten. Ein internationales Team unter Beteiligung von Jörg Albrecht vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum untersuchte nun erstmals detailliert die Rolle des Klimas.

Wärmere Winter, weniger Nachkommen

"In den letzten 12.000 Jahren ist die Wintertemperatur in weiten Teilen Europas um zwei bis vier Grad angestiegen", erklärte Albrecht. Dadurch bekamen die Braunbären weniger Nachkommen, und der Bestand schrumpfte. Grund ist, dass Braunbären bei steigenden Wintertemperaturen mehr Energie für ihre Winterruhe verbrauchen.

Braunbärenweibchen benötigen ihre Energiereserven auch für die Fortpflanzung, denn sie bringen im Winter ihre Jungen zur Welt. Wird mehr Energie für die Winterruhe verbraucht, bleibt weniger für die Fortpflanzung übrig, was die Anzahl der Nachkommen verringert. Die Ergebnisse der internationalen Forschergruppe wurden im Fachblatt "Scientific Reports" veröffentlicht.

Erste Aussterbewelle vor 7.000 Jahren

Rund 4.200 Knochenfunde ermöglichen Rückschlüsse darauf, wie es dem Braunbär erging. Ein erstes großes Aussterben gab es demnach in Südwesteuropa vor 7.000 bis 5.000 Jahren. Richtig bergab ging es mit dem Braunbären aber seit dem Römischen Reich vor 2.000 Jahren. "Danach ist der Verbreitungsraum der Tiere rasant geschrumpft und zerstückelt worden", sagte Albrecht.

Steigende Wintertemperaturen könnten dabei auch indirekt das Schicksal des Braunbären besiegelt haben, denn neben einer geringeren Nachkommenschaft machten Lebensraumverluste durch Abholzung und Umwandlung von Naturlandschaft in Ackerland dem großen Wildtier zu schaffen. Wärmere Winter begünstigten diese menschlichen Eingriffe, weil bisher klimatisch ungeeignete Flächen nutzbar wurden.

Die letzten Populationen

Am Ende der letzten Eiszeit war der Braunbär noch überall in Europa heimisch. Zwar überlebte er im Gegensatz zu vielen anderen seiner damaligen Zeitgenossen bis heute. Es gibt allerdings nur noch vereinzelte Populationen in den Pyrenäen, in Nordskandinavien und in Osteuropa. (APA, red, 10.9.2017)