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Bitcoin kann man entweder selbst schürfen oder einfach kaufen – mitunter auch bei Automaten. Etliche neue Onlinewährungen enstehen hingegen durch ein sogenanntes ICO, bei dem Firmen zwecks Finanzierung eigene Coins ausgeben.

Foto: Reuters / CHRIS HELGREN

Wien – Für die einen ist es die Zukunft der Unternehmensfinanzierung, für andere öffnet der unregulierte Wildwuchs Missbrauch Tür und Tor: Die Rede ist von sogenannten Initial Coin Offerings (ICO), angelehnt an die Abkürzung IPO für einen Börsengang. Allerdings erhalten Investoren dabei keine Unternehmensanteile, sondern eine neue Kryptowährung, mitunter auch als Token bezeichnet, nach Strickart des Bitcoin.

Laut dem Risikokapitalgeber Startup 300, bei dem die Business-Angels Hansi Hansmann und Michael Altrichter als Aufsichtsräte an Bord sind, sind im ersten Halbjahr weltweit 869 Millionen Dollar über ICOs an Firmen geflossen. Ein "Hype", der in einem "unklaren Rechtsrahmen" stattfinde – und nun auch nach Österreich überschwappt: Noch im September will die Wiener Firma Byte Heroes, an der Startup 300 mit gut fünf Prozent beteiligt ist, dem Vernehmen nach das erste heimische ICO auf Schiene bringen.

China zieht Notbremse

Allerdings steht dieses Vorhaben unter keinem allzu guten Stern, hatte doch China erst zu Wochenbeginn derartige Transaktionen untersagt. "ICOs sind eine Art illegale öffentliche Kapitalbeschaffung, die im Zusammenhang mit kriminellen Machenschaften wie Betrug und Schneeballsystemen stehen", begründete die Zentralbank den Schritt. Zuvor hatte auch die US-Börsenaufsicht SEC die Anbieter von ICOs gewarnt: Die US-Wertpapiergesetze könnten auch die Finanzierungsrunden der Kryptowährungsszene betreffen – sprich unter die Aufsicht der Behörde fallen.

Als langfristig positives Signal begrüßt Analyst Mati Greenspan von der Handelsplattform eToro das Verbot in China. Es zeige, dass die Behörden Kryptowährungen entsprechende Aufmerksamkeit schenken, denn ICOs würden das Risiko eines Ponzi-Schemas, also eines Schneeballsystems, in sich tragen. "Für die finanzielle Sicherheit der Chinesen ist das Verbot von ICOs deshalb die richtige Entscheidung", sagt Greenspan. Die chinesische Regierung werde nun die Regulierung beschleunigen und damit seriöse ICOs schützen.

"Österreich erste Wahl in EU"

Bei der geplanten Transaktion in Österreich steht Byte Heroes die Wiener Kanzlei Stadler Völkel Rechtsanwälte zur Seite, um das ICO mit heimischem Recht in Einklang zu bringen. ICOs seien eine neue Form der Mittelbeschaffung für Unternehmen, daher habe man auch neue rechtliche Lösungen für diese Art von Transaktion finden müssen, schreibt Anwalt Oliver Völkel auf der Homepage der Kanzlei. "Das Ergebnis zeigt, dass Österreich die erste Wahl ist, wenn es um die Finanzierung mittels eines ICO in der EU geht."

Ablaufen soll die Transaktion laut Stadler Völkel wie folgt: Byte Heroes schafft im Rahmen des ICO zwei Milliarden sogenannter Hero Coins, die wie Bitcoins auf der Blockchain-Technologie basieren. Auf der von der Firma betriebenen Website Herosphere.gg, die laut der Start-up-Plattform Der Brutkasten 200.000 aktive Benutzer verzeichnet, können Hero Coins als Einsatz für Wetten verwendet werden. Byte Heroes beabsichtigt laut Stadler Völkel jedoch, den Coin als Universal-Token für Onlinewetten oder Onlinekasinos zu gestalten, der von vielen Anbietern akzeptiert werde. In einem Angebot sollen zunächst 600 Mio. Hero Coins gegen Ethereum getauscht werden können.

Als Folge des ICO-Verbots in China sind übrigens auch die Onlinewährungen unter Druck geraten: Bitcoin büßte mehr als sieben Prozent auf etwas mehr als 4600 Dollar ein, Ethereum gar 18 Prozent auf gut 330 Dollar. (Alexander Hahn, 10.9.2017)