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Song Young-moo, Minister für Verteidigung in Seoul, will US-Atomraketen.

Foto: REUTERS/Kim Hong-Ji

Militärisch hat er im Nordkorea-Konflikt nichts mehr zu beweisen: Song Young-moo trägt für seinen Einsatz in mehreren Auseinandersetzungen auf See bereits die dritthöchste militärische Auszeichnung Südkoreas, den Chungmu-Orden.

Der Mann, der nun dafür verantwortlich ist, die militärische Drohkulisse gegen Pjöngjang aufrechtzuerhalten, weiß, wie es sich anfühlt, in den Krieg zu ziehen. Der heute 68-Jährige, der am Montag laut die Stationierung amerikanischer Atombomben in seinem Land andachte, war 1999 und 2009 direkt an See-Scharmützeln mit der nordkoreanischen Marine beteiligt.

Song gilt aber nicht als jemand, der nur um des Kampfes willen in den Krieg zieht: Er unterstützt schon seit Jahren Südkoreas Linksliberale, die sich für einen Abbau der Spannungen und Dialog mit Nordkorea einsetzen. Unter Expräsident Roh Moo-hyun führte er die Marine, der er vorstand, zwischen 2006 und 2008 aus der Sonnenscheinpolitik der Annäherung zurück in die Phase der Konfrontation. Zusätzlich stand er jahrelang dem Institut für Sicherheitsforschung der Demokratischen Partei vor, für die er auch als Berater für die Rechte von Soldaten eine Kommission zur Reform der Streitkräfte leitete.

Öffnung der Armee für Frauen und eine straffere Organisation

Zu den Empfehlungen gehörte die Öffnung der Armee für Frauen und eine straffere Organisation. Schon 2012 stand er während einer gescheiterten Präsidentschaftskandidatur Moon Jae-ins an dessen Seite, auch während der erfolgreichen Kampagne im Frühling 2017 beriet er den nunmehrigen Staatschef.

In den Militärdienst führte den Mann, der katholisch auf den Namen Cesario getauft ist, aber vor allem der Wille zur Weiterbildung: In der damals ärmlichen Agrarstadt Nonsan geboren, trat er 1973, noch während der Militärdiktatur, in die Armee ein. Später besuchte er mehrere Facheinrichtungen der Marine, bevor er 1984 ein Studium an der Nationalen Verteidigungsarmee in Seoul abschloss. Erst danach begann sich das politische Engagement zu formen.

Ganz makellos ist die Karriere des zweifachen Vaters, der nach dem Krebstod seiner Frau in den 1990ern wieder heiratete, aber nicht verlaufen. 1991 wurde er wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet, zuletzt machten ihm Ungereimtheiten mit seiner behördlichen Meldung zu schaffen. Präsident Moon argumentierte vor dem Parlament, man müsse Song trotzdem schnell bestätigen, weil die Nordkorea-Krise sich verschärfen könne. Er sollte recht behalten. (Manuel Escher, 5.9.2017)