Wieselburg – Wenn Andreas Prankl sein Produkt vor versammelter Bauernschaft vorstellt, ist seine erste Frage, wer von den Landwirten ein Smartphone besitzt. Vier von fünf Händen schnellen dann in die Höhe. "Die Marktdurchdringung ist mittlerweile viel größer als vor ein paar Jahren", sagt der Geschäftsführer von Farmdok, einem Start-up aus dem niederösterreichischen Wieselburg. Diese starke Verbreitung lässt Prankl auch an den Durchbruch seiner neuen "Smart Farming"-Technologie glauben.

Der Wirtschaftsingenieur, der selbst von einem Bauernhof stammt, weiß, worauf es in der Landwirtschaft ankommt. "Einfach muss es sein." Wer bei der Feldarbeit auf einem Traktor sitzt, wird durchgerüttelt. "Die Bedienung von komplizierten Displays fällt da schwer." Auf der anderen Seite aber haben Bauern schon aus Gründen des Umweltschutzes und der Lebensmittelsicherheit viele Dokumentationspflichten. Etwa beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Und von den mehr als 160.000 landwirtschaftlichen Betrieben in Österreich sind rund 90 Prozent Familienbetriebe. Ein Sekretariat haben die wenigsten.

Mit der neuen Smartphone-App namens Farmdok steht Landwirten nun ein einfaches digitales Werkzeug zur Verfügung, das Traktorbewegungen per GPS-Signal dokumentiert. Sei es beim Pflügen, Säen, Aufbringen von Pflanzenschutzmitteln, beim Düngen, bei der Ernte oder anderen Feldarbeiten: Die App dokumentiert exakt, wo, wie und wie lange ein Landwirt unterwegs ist – neue bearbeitete Äcker werden automatisch erkannt. So bietet die neue Software wichtige Zusatzinformationen für die landwirtschaftliche Produktion. "Die Dokumentation wird heute noch von vielen unterschätzt. Dabei könnte man aus den gesammelten Daten viele Prozesse optimieren." Die App kann dabei helfen. Denn Landwirte und Lohnunternehmer können damit alle Fahrten und landwirtschaftlichen Maßnahmen auswerten.

Idee hinter der App

Landwirte profitieren von diesem digitalen Werkzeug auch dadurch, dass die Dokumentation automatisch schon auf dem Feld passiert. "Das bietet mehr Komfort bei der Erfüllung gesetzlicher Aufzeichnungspflichten", so Prankl. Agrardienstleister erhalten durch die Ermittlung des bearbeiteten Flächenausmaßes sowie der Arbeits- und Wegzeiten die Abrechnungsgrundlage ohne Zutun des Fahrers. Entstanden ist die Idee, als Prankl von seinem Bruder Peter, der den Bauernhof der Familie bewirtschaftet, gefragt wurde, ob man nicht eine App entwickeln könnte, die die Dokumentation automatisiert. Der dritte Bruder Johann, der an der Technischen Universität Wien im Bereich Vision for Robotics arbeitet, half dabei, eine robuste Software zu entwickeln, die auf allen Smartphones eingesetzt werden kann.

Die Idee wurde im Rahmen des größten österreichischen Businessplanwettbewerbs i2B (2015) sowie durch den niederösterreichischen Innovationspreis (2016) ausgezeichnet. In Forschungsprojekten arbeitet Farmdok mit dem Lehr- und Forschungszentrum Francisco Josephinum zusammen. Gefördert wurde die Softwareentwicklung des Start-ups, das Teil des Technopolnetzwerkes am Standort Wieselburg ist, vom Austria Wirtschaftsservice sowie vom Accent Gründerservice. Seit März 2017 sind Tecnet Equity, Business Angel Walter Riess und die Cega GmbH an Farmdok beteiligt.

Mit der Farmdok-Technologie haben die Gründer große Pläne. "Wir wollen mit unserer Software die internationalen Märkte erobern." Auf dem Programm stehen in Europa zuerst der heimische Markt und dann Deutschland. Man überlegt sich auch, so Prankl, Schnittstellen mit anderer Software zu schaffen, die im Rahmen von "Precision Farming" eingesetzt wird. Hierbei werden Traktoren mit teils teurer Hardware so umgerüstet, dass sie beim Aufbringen von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln möglichst wenig "Überlappungen" zustande bringen. Farmdok könnte die Dokumentation übernehmen.

Der Preis der App richtet sich nach der Größe des Unternehmens. Pro Hektar und Jahr kostet Farmdok 1,29 Euro. Für einen durchschnittlichen österreichischen Landwirtschaftsbetrieb mit 20 Hektar fallen so pro Jahr rund 26 Euro an. (Norbert Regitnig-Tillian, 10.9.2017)