Die neue U1 Station Oberlaa.

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Foto: APA/Wiener Linien

Wien – Wer auf Jubiläen Wert legt, für den wäre der richtige Zeitpunkt zur Eröffnung der U1-Verlängerung in den Süden Wiens erst 2018 gewesen. Dann ist es genau 40 Jahre her, dass der U-Bahn-Tunnel zwischen Karlsplatz und Reumannplatz den Betrieb aufnahm. Reumannplatz hieß die südliche U1-Endstation bis heute, ab Samstag sollte man sich an Oberlaa gewöhnen.

Die neuen Stationen dazwischen heißen Troststraße, Altes Landgut, Alaudagasse und Neulaa. Von Leopoldau bis Oberlaa sind es insgesamt 19,2 Gleiskilometer, womit die U1 die längste U-Bahn-Linie Wiens wird. Fünf Jahre dauerte der Ausbau, 600 Millionen Euro hat er gekostet.

Änderungen bei Busfahrplänen

Routen und Betriebszeiten von 14 Buslinien werden an die neue U1 angepasst. Die Straßenbahnlinie 67 fährt ab 2. September ab circa 11 Uhr von Otto-Probst-Platz bis Reumannplatz. In Niederösterreich wurden Busfahrpläne in der umliegenden Region nach Oberlaa verdichtet.

Für den Autofahrerklub ÖAMTC hat die Eröffnung der U1-Verlängerung in den zehnten Bezirk einen "fahlen Beigeschmack". Der Grund: Am kommenden Montag wird der Bezirk fast flächendeckend zur Parkpickerlzone. Pendler können dann maximal drei Stunden kostenpflichtig in der blauen Zone ihren Pkw abstellen.

Pendler-Parkplätze

Von den rund 140.000 täglich mit dem Auto nach Wien fahrenden Pendlern kämen die meisten aus dem Süden, und da würden Park-and-ride-Anlagen fehlen, kritisiert der ÖAMTC. Zwar wurde ein Parkhaus mit aktuell 92 Plätzen bei der Station Neulaa errichtet und eines mit 256 Plätzen bei der Endstation, wie das Büro von Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) mitteilt. Für den Autofahrerklub ist das aber zu wenig.

Man setze vor allem in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und insbesondere auf Verbesserungen bei den S-Bahnen, sagt ein Sprecher Vassilakous. Es könnten nicht alle mit Autos in die Stadt fahren, "dafür fehlt der Platz". Mit Pkws zurückgelegte Strecken müssten so kurz wie möglich sein.

1500 neue Stellplätze in NÖ

Niederösterreich baut die Park-and-ride-Anlagen stärker aus: In dem Bundesland gibt es rund viermal so viele Pkw-Stellplätze wie in Wien. 1500 wurden laut Landesverkehrsressort in den vergangenen zwei Jahren in der Region südlich von Wien errichtet, weitere 1200 sind geplant. Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) forderte am Donnerstag zudem zehn Millionen Euro jährlich für die Gemeinden, um Mikro-Öffis – Anruf-Sammeltaxis oder Gemeindebusse – zu betreiben, die Lücken zwischen Wohnort und Linienverkehr füllen könnten.

Bims tauschen Teilstrecken

Bei den Wiener Öffis ändert sich ab Samstag noch so einiges: Die Straßenbahnlinien 2 und 44 tauschen ab dem Johann-Nepomuk-Berger-Platz ihre westlichen Streckenabschnitte und Endhaltestellen. Sechziger und Zehner fahren ab Samstag weiter: Linie 60 von Rodaun bis zum Westbahnhof, Linie 10 von Dornbach bis Unter St. Veit, Hummelgasse. Die Linie 58 wird eingestellt.

Ab Montag fährt zudem die U2 öfter bis zur Seestadt. Und ab 2023 soll die U2 ab Rathaus auf einer neuen Strecke über Neubau- und Pilgramgasse bis zum Matzleinsdorfer Platz fahren. Eine weitere Verlängerung bis Wienerberg ist avisiert, über deren 50:50-Finanzierung verhandeln Stadt und Bund aktuell noch, berichten die Wiener Linien. Fix ist auch der Bau der U5, die von Karlsplatz bis Rathaus die bisherige U2 ablösen und dann bis Frankhplatz – Altes AKH führen soll. Das Geld für eine U5-Verlängerung bis Elterleinplatz ist auch noch Teil der laufenden Gespräche. (Gudrun Springer, 1.9.2017)