Moritz Bauer, 1,81 Meter groß, 79 Kilo schwer, hat einen ausgezeichneten rechten Fuß. Der linke sei aber auch nicht schlecht. "Ich benütze ihn nicht nur, um im Auto die Kupplung zu betätigen."

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Wien – Moritz Bauer entschuldigt sich höflich, aber er hat es verabsäumt, ein Lebensmotto vorzubereiten. Er könnte sagen, "der Weg ist das Ziel" oder "Was mich nicht umbringt, macht mich stark". "Sag niemals nie" wäre auch super. Er belässt es nach einer kurzen Nachdenkpause bei der Feststellung: "Ich bin ein neugieriger Mensch, suche nach neuen Herausforderungen".

Im Jänner 1992 in der Schweiz, genau in Winterthur geboren, sitzt er nun da im rot-weiß-roten Fußballdress, auf dem Österreich geschrieben steht. Und er ist "richtig stolz" darauf. Bauer bedauert, den Text der Bundeshymne nicht intus zu haben, zur Beruhigung gesteht er ein, "dass ich den von der Schweiz auch nicht kann. Ich bin kein Sänger." Er ist Rechtsverteidiger, spielt seit Juli 2016 in Russland bei Rubin Kasan. Vor dem Wechsel hat er die Stadt "gegoogelt", ist zunächst einmal 48 Stunden dort gewesen, um Eindrücke zu sammeln. Bauer hat Kasan "als gut" empfunden.

Steirische Wurzeln

In Moskau hat er sich von der österreichischen Botschaft "den dunkelroten Pass" abgeholt, das war völlig unbürokratisch. Mit der Spielgenehmigung lief es zäher, Bauer war dreimal für die U21 der Schweiz im Einsatz, der Fall bedurfte einer genauen Prüfung durch den Weltverband Fifa. Die Gespräche mit ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner waren abgeschlossen. "Er hat mich als Mensch überzeugt. Es geht immer um Menschen."

Bauers Großvater ist ein Steirer, sein Vater Kurt, bereits in der Schweiz sozialisiert, hat den österreichischen Pass irgendwann abgegeben. Der Enkel beziehungsweise Sohn hat den Fußball bei Grasshopper Zürich erlernt, Marcel Koller ist dort immer noch eine Ikone. "Dass ich einmal unter ihm trainieren darf, ist einfach wunderbar." Ab und zu unterhalten sich die beiden auf Schwyzerdütsch. Bauer: "Ein Instinkt" Die Beziehungen zu Opas Heimat beschränkten sich auf Urlaube am Wörthersee, als Bub wurde er mit den Sissi-Filmen nicht gequält, er hat sie freiwillig angeschaut.

Große Vorbilder

Er selbst ist nun Darsteller in einem ganz anderen Film. Die Roller hat er sich ausgesucht, Profisportler handeln mitunter aus Eigennutz. "In der Schweiz gibt es auf dieser Position wahnsinnig viel Konkurrenz. In Österreich ist das nicht der Fall, also möchte ich diese Chance nützen." Er sei "von den Stars" hervorragend aufgenommen worden, das Zimmer teilt er mit Ersatztormann Markus Kuster, der wehrt in Mattersburg ab. Bauer hat den Namen davor nie gehört, den Marc Janko hingegen kennt er aus der Schweiz, Janko zählte zu den Stützen von Meister Basel. "Nach einem Foul an mir wurde er ausgeschlossen."

Bauer hat Vorbilder, Zinédine Zidane, Robinho oder auch Philipp Lahm, der Bauers Position auf höherer Ebene bekleidete. "Es ist aber nicht so, dass ich daheim Poster von Lahm hängen habe." Kapitän Julian Baumgartlinger ist vom Neuen angetan. "Er bringt Qualität mit, ist dynamisch, flankt gut, ein typischer Außenverteidiger." Martin Harnik hat eine ähnliche Geschichte wie Bauer, er stammt aus Hamburg, debütierte vor zehn Jahren, war der "Piefke. Moritz hat es definitiv nicht so schwer wie ich. Ich habe schon alles abgefangen, was einen Außenseiter betrifft. Ich habe das Fass geöffnet, er hat sich jetzt reingesetzt."

Ob Bauer am Samstag in der WM-Quali in Cardiff gegen Wales zum Einsatz kommt, entscheidet Koller möglicherweise auf Schwyzerdütsch. "Ich stelle keine Ansprüche, würde mich für dieses Shirt zerreißen." Stürmer Guido Burgstaller wird das nicht tun, er fällt aufgrund einer Fußprellung aus, fehlt auch am 5. September in Wien gegen Georgien. Stefan Hierländer von Sturm wurde nachnominiert. Bauer kennt ihn nicht. (Christian Hackl, 30.8.2017)