Appell für Qualitätsjournalismus: Alexandra Föderl-Schmid.

Foto: STANDARD/Simoner

Wien – Von ihrer Unbeugsamkeit wurde viel gesprochen, von Qualität, Energie, Offenheit, Kompetenz und Leidenschaft: Dienstagabend lud Alexandra Föderl-Schmid Kollegen, Mitstreiter und Wegbegleiter zum Abschiedsfest.

Am Mittwoch hatte Föderl-Schmid (46) ihren letzten Arbeitstag nach 27 Jahren und drei Monaten beim STANDARD: als Mitarbeiterin der Oberösterreich-Redaktion, als Korrespondentin in Berlin und Brüssel, als Wirtschaftsressortleiterin und ab 2007 zehn Jahre lang als Chefredakteurin, die erste einer Tageszeitung im Land. Und ab 2012 zudem als Co-Herausgeberin neben Gründer Oscar Bronner.

Einen Redakteursvertrag bei der Welt hat sie schon weggeworfen, um doch für den STANDARD weiter und noch lange als freie Journalistin aus Berlin zu berichten. Das eine oder andere Führungsjobangebot deutscher Qualitätszeitungen lehnte sie seither ab. Nun wechselt Föderl-Schmid zur Süddeutschen Zeitung, sie wird für die große deutsche Qualitätszeitung ab Herbst als Korrespondentin aus Tel Aviv berichten.

"Entwicklung des Landes"

Warum wieder Korrespondentin nach zehn Jahren Chefredaktion und Herausgeberfunktion? "Es gibt noch so viele Geschichten zu schreiben", erklärte das die langjährige Deutschland-Korrespondentin mit Tag für Tag vielen, vielen Geschichten. So nennen Journalisten Berichte und andere Artikel gern – einige österreichische jedenfalls noch, deutsche sprechen von "Stücken".

"Mit einem weinenden und einem lachenden Auge" verabschiedete Heinz Fischer, bis 2016 Bundespräsident, Föderl-Schmid per Videobotschaft. Er verstehe mit Blick auf den neuen Job in Israel, "dass man auch neue Ufer kennenlernen will", aber: "Die österreichische Medienlandschaft braucht Persönlichkeiten wie Sie sehr, sehr dringend." Fischer dankte ihr "sehr, sehr herzlich für Ihre Beiträge zur Entwicklung unseres Landes".

Zur Entwicklung kann auch Beharren beitragen: Ihr Beharren auf der klarstmöglichen Trennung zwischen Redaktion und Geschäft würdigten beim Abschied auch Menschen, die beim STANDARD fürs Geschäft zuständig waren oder sind.

Wolfgang Bergmann war ab 2000 Geschäftsführer und ab 2008 Vorstand der Mediengruppe, bis er Anfang 2017 als Geschäftsführer zum Belvedere wechselte. Bergmanns Dreipunkteporträt der Branchenunüblichkeit: direkt und offen ("grader Michel"), frei von Narzissmus und selbstkritisch.

Qualität und Journalismus

Selbstkritisch wie kritisch: Föderl-Schmid erinnerte die Redakteurinnen und Redakteure bei ihrem Abschied nachdrücklich an ihre Aufgabe – Qualitätsjournalismus, mit Betonung auf Qualität wie Journalismus.

Herausgeber Oscar Bronner und Vorstand Alexander Mitteräcker dankten Föderl-Schmid schon vor deren Abschiedsfeier in einer E-Mail an alle Mitarbeiter "herzlich für die langjährige ausgezeichnete Zusammenarbeit, ihr Engagement und ihren Beitrag zur Entwicklung unseres Mediums".

Neuer STANDARD-Chefredakteur wird wie berichtet Martin Kotynek, derzeit stellvertretender Chefredakteur von Zeit Online in Berlin. Er beginnt im November, bis dahin übernimmt Stellvertreter Rainer Schüller interimistisch die Chefredaktion. (fid, 30.8.2017)