Pjöngjang/Washington – Nach dem jüngsten Raketentest hat US-Präsident Donald Trump Verhandlungen mit Nordkorea erneut abgelehnt. "Reden ist nicht die Antwort", erklärte Trump am Mittwoch auf Twitter. Die USA hätten mit Nordkorea 25 Jahre lang verhandelt und "Erpressungsgeld" gezahlt.

Welche Schritte ihm sonst als Lösungsansätze vorschweben, sagte Trump nicht. Sein Verteidigungsminister James Mattis erklärte wenig später allerdings, man sei mit der Suche nach einer diplomatischen Lösung noch nicht am Ende.

Die dreistündige Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York endete hingegen in der Nacht auf Mittwoch einstimmig: Die 15 Mitglieder, zu denen auch Nordkoreas wichtigster Verbündeter China gehört, gaben bekannt, den jüngsten Raketentest zu verurteilen.

Professor Gerhard Mangott in der ZiB2 über den Nordkorea-Konflikt.
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Die nordkoreanische Mittelstreckenrakete war am Dienstag über Japan hinweg abgefeuert worden und im Pazifik niedergegangen. Nordkorea müsse sich an die UN-Sanktionen halten und das Raketenprogramm einstellen, hieß es. Die Sanktionen waren bereits im Lauf dieses Monats verschärft worden, nachdem Nordkorea eine Interkontinentalrakete getestet hatte. Diese hätte Experten zufolge auch die USA erreichen können.

Haley findet klare Worte

NBC News

"Die Welt steht vereint gegen Nordkorea, daran gibt es keinen Zweifel", erklärte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley. Das Regime solle erkennen, dass es sich auch selber in Gefahr befinde. Die USA würden Nordkoreas bisheriges Vorgehen nicht weiter dulden. Das Land habe mit dieser Aktion jede einzelne UN-Resolution ignoriert, die in letzter Zeit beschlossen worden sei.

Russland zeigte sich "extrem besorgt", Außenminister Sergej Lawrow forderte Nordkorea bei einer Pressekonferenz in Abu Dhabi auf, die Uno zu respektieren. Auch in China, bisher eher zurückhaltend, meldete sich die stellvertretende Außenministerin Hua Chunying zu Wort und meinte, die Situation auf der Koreanischen Halbinsel habe einen "kritischen Punkt" erreicht. Sie rief alle Seiten zu einer friedlichen Beilegung des Konflikts auf. Alle Parteien müssten jetzt Ruhe bewahren, denn mit "Druck, Sanktionen und Drohungen" habe man auch bisher nichts erreicht.

Japan und Südkorea fordern strengere Maßnahmen

Japans Premier Shinzo Abe sprach von einer "beispiellosen und ernsthaften" Bedrohung. Gemeinsam mit Südkorea forderte seine Regierung strengere UN-Resolutionen, um Nordkorea an den Verhandlungstisch zu zwingen. Russland und China hingegen sollen Diplomaten zufolge vorerst nicht an einer Verschärfung der Sanktionen interessiert sein. Die Uno-Vetomächte würden solche Maßnahmen nur dann in Erwägung ziehen, wenn Nordkorea Langstreckenraketen oder Atomwaffen testet. Unwahrscheinlich erscheint das nicht: Trotz internationaler Proteste kündigte Nordkorea am Mittwoch weitere Raketentests an.

"Schockiert" zeigte sich Großbritanniens Premierministerin Theresa May, die am Dienstag für ein Treffen mit Abe nach Japan gereist ist. Sie soll bei dem Besuch auf eine Zusage für ein bilaterales Handelsabkommen nach dem Brexit hoffen. Der "Financial Times" zufolge könnte ihr aber eine Enttäuschung bevorstehen: Japan soll bis zur Klärung des britischen EU-Austritts nur mäßiges Interesse an Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen haben. (APA, cm, 30.8.2017)