Wien – Selbst bei hohen Hygienestandards sind Lebensmittel manchmal mit Listerien verseucht. Diese krankmachenden Bakterien vermehren sich im Kühlschrank und trotzen vielen Desinfektionsmitteln. Wiener Forscher entdeckten, dass eine spezielle "Stress-Überlebensinsel" auf dem Erbgut sie vor Laugen und Oxidationsmitteln schützt. Die Studie erschien im Fachmagazin "Applied and Environmental Microbiology".

Ein Team um Kathrin Rychli und Eva Harter vom Institut für Milchhygiene der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) Wien hat einen sogenannten "hypervariablen genetischen Hotspot" auf dem Erbgut der Mikroben untersucht. Je nach Listerien-Stamm ist dort eines von drei variablen Elementen eingeschoben, sagt Harter. Bisher wurde schon die "Stress-Überlebensinsel 1" beschrieben, sie schützt die Bakterien vor Säure, Gallenflüssigkeit und Salz-Stress. Die Wiener Wissenschafter kartierten nun die "Stress-Überlebensinsel 2", mit der die Listerien vor Laugen und oxidativem Stress gefeit sind.

Sie haben dort zwei Gene gefunden, die bei solchen Bedingungen aktiviert werden: Eines ist die Vorlage für einen Transkriptionsfaktor (lin0464), der wiederum andere Gene anschaltet, wie etwa den zweiten Stressinsel-Bewohner "lin0465". Dieses Gen ist die Bauanleitung für ein Enzym, das andere Eiweißstoffe spalten kann (Protease). Oxidativer und basischer Stress verändern viele Eiweißstoffe in den Zellen so, dass sie unbrauchbar und potenziell schädlich werden. Die auf der Stressinsel heimische Protease baut diese ab und beseitigt somit die Gefahr, die von ihnen ausgeht. (APA, 30. 8. 2017)