Bei rekordverdächtigen Temperaturen ist auch die Sterblichkeit höher, zeigen Studien.

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Wien – In den vergangenen zehn Jahren haben die Hitzewellen in den Sommern 2007, 2010 und 2013 zu "signifikanten Übersterblichkeiten" geführt. Zu diesem Ergebnis kommt die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) bei aktuellen Berechnungen, von denen die Wochenzeitung "Falter" diese Woche berichtet, wie sie am Dienstag bekanntgab. Pro Sommer starben demnach in diesen heißen Jahren je nach Berechnungsmethode zwischen 150 und 800 Österreicher aufgrund der Hitze.

Dem Bericht zufolge macht ein neues Werkzeug namens Mortalitätsmonitoring (Momo), mit dem die Ages künftig anrollende Hitzewellen mit mörderischer Wirkung so früh wie möglich erkennen will, die neuen Berechnungen möglich. Künftig werde es mehr Hitzetote als Verkehrstote geben, wenn die Trends anhalten.

Bis zu 1.200 Hitzetote laut Studie

Dass es künftig mehr Hitzetote geben soll und wie viele das sein könnten, hat freilich auch schon andere Forscher beschäftigt. So wurden bereits im März 2015 Ergebnisse der Coin-Studie ("Cost of Inaction") veröffentlicht, wonach ein weiterer durchschnittlicher Temperaturanstieg aufgrund des Klimawandels in Österreich im Sommer für bis zu fünfmal so viele Todesopfer sorgen wird wie bisher. Laut Ergebnissen einer Studie von Wissenschaftern der Alpen-Adria-Universität drohen demnach seit 2016 bis zu 1.200 Hitzetote im Jahr. Zwischen 2003 und 2012 wurden durchschnittlich 240 Hitzetote gezählt, zwischen 2036 und 2065 rechnet man mit bis zu 3.000 Hitzetoten, in extremen Hitzejahren gar mit bis zu 6.000.

Der "Falter" berichtet bezüglich der Coin-Studie über Berechnungen für die Stadt Wien, wonach rund um die Jahrhundertmitte im Durchschnittsjahr geschätzt 300 Wiener aufgrund der Hitze sterben werden. In extremen Jahren könnte die Zahl auf 1.700 klettern.

Drittwärmster Sommer seit 1767

Wie viele Österreicher heuer infolge der Hitze gestorben sind, ist noch nicht bekannt. Der heurige Sommer zählt aber bereits zu den heißesten der Messgeschichte: Der Sommer 2017 ist laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik der drittwärmste seit Messbeginn im Jahr 1767. Heißer war es nur in den Jahren 2003 und 2015, berichtete die ZAMG am Dienstag.

Juni, Juli und August 2017 lagen in der vorläufigen Sommerbilanz um zwei Grad Celsius über dem vieljährigen Mittel. "Wärmer waren in der 251-jährigen Messgeschichte nur der Sommer 2003 mit 2,9 Grad Celsius über dem Mittel und der Sommer 2015 mit 2,4 Grad Celsius über dem Mittel", sagte ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik. "Somit erlebte Österreich elf der wärmsten Sommer der 251-jährigen Messgeschichte im Zeitraum 2000 bis 2017."

Auch die Zahl der heißen Tage ist ungewöhnlich hoch. "An der Spitze der Hitze-Hitliste liegt derzeit Andau im Seewinkel mit 46 Tagen von mindestens 30 Grad. Der Rekord stammt hier aus dem Jahr 2003 mit 52 Hitzetagen. In Hohenau an der March gab es bisher 45 Hitzetage." Der österreichweite Rekord an heißen Tagen wurde 2003 in Leibnitz gemessen: 56 Tage mit mindestens 30 Grad.

Viele Tropennächte in den Städten

Heuer war die Zahl der sogenannten Tropennächte (Tiefsttemperatur nicht unter 20 Grad) beachtlich hoch und durchwegs über dem Mittel. In den Landeshauptstädten gab es größtenteils zwischen zwei Tropennächte in Innsbruck, Salzburg und Klagenfurt und neun in Eisenstadt und Wien Hohe Warte. An der ZAMG-Wetterstation Wien-Innere Stadt wurden heuer sogar schon 28 Tropennächte registriert. In einem durchschnittlichen Sommer sind es 16 Tropennächte. (APA/red, 29.8.2017)