Bei der Umsetzung von "Grüner Innovation" gehe es nicht einfach nur um die von der Weltgemeinschaft in Paris fixierten Klimaziele, um eine Umstellung auf nachhaltige Energieerzeugung. Vielmehr handle es sich dabei um einen gesamtgesellschaftlichen Prozess, in dem die Teilnahme der Bürger wie der Regierungen, der Wissenschaft und der Industrie unumgänglich sei. Vernetzung, das Einsetzen aller digitalen Möglichkeiten, vor allem aber ein Plan und dringendes Handeln seien nötig, will man zerstörerische Entwicklungen vermeiden.

Mit diesem Ansatz wartete die in London lehrende Wirtschaftswissenschaftlerin Mariana Mazzucato Montagabend beim Forum Alpbach bei einer Debatte zu "Grüner Innovation" unter anderem mit Bundeskanzler Christian Kern auf.

Regierungen in der Pflicht

Die Spezialistin auf diesem Gebiet sieht Regierungen in der Pflicht: Würden sie sich nicht auf die Ziele, die Steuerung einigen, konkrete Vorgaben machen und Innovation massiv mit öffentlichen Mitteln fördern anstatt nur zu sparen, seien die Klimaziele unerreichbar.

Der US-Wirtschaftsexperte Jeffrey Sachs sieht die Lage dramatischer: Die Welt steuere unweigerlich etwa auf Flutkatastrophen zu, wenn nicht sofort damit begonnen werde. "Der Zeitfaktor ist das Allerwichtigtse", sagte er. Das gesamte Energiesystem der Welt müsse bis 2050 von fossilen Energieträgern befreit sein.

Gute Konjunktur schafft Raum für Grüne Innovation

Kern (und dem Direktor des EU-Fonds für strategische Investitionen, Ex-Vizekanzler Wilhelm Molterer) kam als Politiker in der Runde die Aufgabe zu, die Möglichkeiten der Umsetzbarkeit darzustellen. Der Kanzler schilderte, dass schnelle Lösungen vor allem an den vielen unterschiedlichen Eigeninteressen in der EU, aber auch von Lobbies scheiterten. Dennoch sehe er Grund für Optimismus. Österreich habe mit 2,4 Prozent Wachstum eine positive wirtschaftliche Entwicklung.

So entstehe Raum für Projekte, insbesondere müsse man in den kommenden Jahren in die Bildungssysteme und die Forschung investieren. Zehntausende neue Arbeitsplätze könnten im Energie- und Klimabereich entstehen, so der Kanzler.

Molterer erklärte, es stehe global ein "Systemwandel" bevor, man müsse aufhören damit, privat und Staat als Gegensatz zu sehen. Vielmehr gelte es, private Gelder für öffentliche Ziele bei grüner Innovation zu nutzen. Kerns Resümee: National erfolgreich zu sein reiche nicht, "wir müssen auf EU-Ebene weitermachen". (Thomas Mayer aus Alpbach, 28.8.2017)