Die Monopolmacht einzelner Großunternehmer führt zu opportunistischem Handeln, das den freien Markt beschränkt und folglich auch zu einem Demokratiedefizit führt. Zugleich klafft die soziale Schere immer weiter auseinander und das, obwohl der Wohlstand der Menschen durch die Industrialisierung heute wie nie zuvor hoch ist. Nach einer zweitägigen Arbeitsklausur behandelte die Arbeitsgruppe "Ethics in Action" vor versammeltem Alpbach-Publikum eine zentrale und immer wiederkehrende Frage: Wie können internationale Großunternehmen zu sozialer Verantwortung gezogen werden und wie kann man globale Konflikte gemeinsam lösen?

Die Expertengruppe zog ein breites Publikum an, welches überwiegend aus Studenten bestand und weniger aus den Vertretern der betroffenen Unternehmen, an die sich das Thema eigentlich richtete. Daher wurde schnell ersichtlich, dass sich vor allem die junge Generation für die Gesellschaftsprobleme in naher und ferner Zukunft interessierte.

Foto: Europäisches Forum Alpbach/Maria Noisternig

In einer Sache war sich das Panel einig: Es sei die Aufgabe der jungen Generation, sich bewusst mit Nachhaltigkeitsthemen auseinanderzusetzten. Es fielen Schlagwörter wie "Social Entrepreneurship", wie es Panelteilnehmer und Philanthrop Jonathan Rose mit seinen gemeindenahen Bauprojekten vorzeigt. Auch Wirtschaftsexperte Jeffrey Sachs war dieses Jahr wieder vertreten, der sich gleich anfangs mit der Äußerung "The guy has no attention span. I mean, 140 characters are certainly a stretch!" vom jetzigen US-Präsidenten Donald Trump distanzierte.

Den richtigen Puls setzen

Da den meisten noch ungelöste Fragen im Kopf schwirrten, traf man sich am Folgetag mit Sachs für einen informellen Diskurs unter dem allseits bekannten Baum oberhalb des Alpbacher Kongresszentrums.

Hürden des Klimawandels wurden aufgegriffen: Das größte Problem seien weder limitierte Ressourcen noch geringe Kapazitäten, sondern der Wille zur Veränderung. Dies sei Aufgabe der Politiker und Institutionen. Wie das Zusammenspiel von Politik, Unternehmen und der Bevölkerung richtig ablaufen soll, ist eine der zentralen ethischen Fragen, die gelöst werden müssen. Dabei betonte Sachs stets die Wichtigkeit von Technologie als Schlüssel für mehr Wohlstand.

Während man beim Untergehen der Sonne über das breite Farbenspektrum der Tiroler Alpenlandschaft staunen konnte, appellierte der Starökonom an die Studenten, für globale Probleme Verantwortung zu übernehmen und den wissenschaftlichen Fortschritt unserer Zeit für den Aufbau einer gerechteren Welt zu nutzen. Trotz des frustrierenden Themas schien Sachs zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Ob es nun die optimistischen Worte des Gastes oder die mystisch Eigendynamik des Baumes waren, eines ist sicher: die meisten machten sich mit dem richtigen Mindset auf den Weg nach Hause. (Tina Emambakhsh, 26.8.2017)