Die Menschen lassen sich seit eh und je in zwei Kategorien einteilen: in die der Exhibitionisten und die der Voyeure. Die einen zeigen gern was her, die andern schauen gern wo hin, und wenn beide in der passenden Kombination aufeinandertreffen, hat jeder etwas davon.

Die moderne Digitaltechnik hat das Leben sowohl von Exhibitionisten als auch von Voyeuren erleichtert. Wollen Sie Ihre Zuckerschnecke oder Ihren Ziesemann einer größeren Öffentlichkeit bekanntmachen? Dann knipsen Sie einfach ein Selfie unter der Gürtellinie und stellen Sie es ins Web, wo es gewiß interessierte Betrachter findet. Aufpassen heißt es für Exhibitionisten lediglich in den USA, wo etwa der demokratische Vorzeigepolitiker Anthony Weiner auf einen Kongresssitz verzichten musste, nur weil er ein paar Spatzibilder herumgewittert hatte. Typische Puritaner halt.

Neue Möglichkeiten für den Lustmolch

Auch Voyeure profitieren vom Fortschritt. Früher war das Spannen für alle Astlochastronomen harte Arbeit. In Kurt Palms Roman Strandbad Revolution berichtet Ich-Erzähler Mike, dass er in den 1970ern beim sommerlichen Spechteln häufig nur durch einen "schmalen Spalt" in manch modrige oberösterreichische Umkleidekabine hineinäugen konnte: "Viel war nicht zu sehen, aber immerhin konnte ich erkennen, dass die Frau schwarze Schamhaare hatte." Von einem triumphalen sexuellen Abenteuer würde man da wohl nicht ernsthaft sprechen wollen.

Heute eröffnen sich dem Lustmolch ganz andere Möglichkeiten. Laut diversen Medienberichten haben im Sommer 2017 kamerabewehrte Drohnen FKK-Strände und öffentliche Schwimmbäder überflogen, mit denen Voyeure das Wiener Badegeschehen für ihre Privatsammlungen dokumentierten. Wie viele dieser geilen Flugobjekte (zum Ufo kommt das Geifo hinzu) unterwegs sind, ist nicht genau bekannt, Fakt ist aber, dass Badegäste im Gänsehäufel ständig den Satz "Schatz, was macht eigentlich diese Drohne zwischen deinen Beinen?" zu hören bekamen.

Wenn Sie künftig als Badegast von mehreren hummelgroßen Objekten umschwirrt werden, dürfen Sie also mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass jemand an einer 3D-Doku Ihres Hinterns arbeitet. Sollte Ihnen das zu intim sein: einfach einen Burnus oder eine Burka anlegen. Und in extremen Fällen hilft ja immer noch der Griff zur guten alten Pumpgun. (Christoph Winder, Album, 25.8.2017)