Warschau – Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Russland vor der im September anstehenden Großübung Sapad ("Westen") zu Transparenz aufgefordert. "Alle Länder haben das Recht, ihre Streitkräfte zu trainieren", sagte er am Freitag bei einem Besuch in Warschau. "Sie sollten aber auch ihre Verpflichtungen bezüglich der Transparenz einhalten."

Stoltenberg erinnerte dabei an Vereinbarungen, die Russland als Mitglied der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) eingegangen ist. Sie regeln, wie sich OSZE-Staaten gegenseitig über Militärmanöver informieren.

In der Nato werden vor allem Moskaus Angaben zur Größe der Übung Sapad als unglaubwürdig gesehen. Die Teilnehmerzahl des gemeinsam mit Weißrussland organisierten Manövers wurde auf weniger als 13.000 Soldaten beziffert. Sie liegt damit unter der Schwelle, ab der laut OSZE-Regeln ausländische Beobachter zugelassen werden müssen.

"Genau beobachten"

An der vorherigen Ausgabe des Sapad-Manövers vor vier Jahren hatten nach russischen Angaben 12.900 Soldaten teilgenommen. Westliche Militärexperten schätzten die tatsächliche Teilnehmerzahl im Anschluss allerdings auf mindestens 70.000.

"Wir werden das Manöver genau beobachten", sagte Stoltenberg in Warschau, wo er unter anderem mit Regierungschefin Beata Szydlo und Außenminister Witold Waszczykowski über die Sicherheit der Region sprach. Vor allem Polen, Litauen, Lettland und Estland sehen die für Mitte September geplante Großübung als Drohgebärde.

Zur Abschreckung Russlands und um auf das gestiegene Sicherheitsbedürfnis Polens und der baltischen Staaten einzugehen, hatte die Nato nach einem Beschluss des Warschauer Gipfels 2016 jeweils rund 1.000 Soldaten in die Länder geschickt. (APA, 25.8.2017)