Die TU-Wien-Wissenschafterin Sabine Közegi leitet den neuen Robo-Rat. Der Roboter im Bild war eine Attraktion bei der Präsentation.

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Alpbach – Große Aufregung um einen Nebensatz: Dass Innovationsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) Mittwochabend in einem Journalistengespräch meinte, die Forschungsagenden sollten künftig in einem Ministerium gebündelt, Grundlagen- und Anwendungsforschung nicht mehr getrennt gesehen werden, war Donnerstag das zentrale Gesprächsthema.

Leichtfried hat damit eigentlich nur auf Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), reagiert, der zuvor die stark fragmentierte österreichische Forschungsförderlandschaft bemängelte. Der Rechnungshof kritisierte ja im vergangenen Jahr den heimischen "Förderdschungel" und belegte das mit Zahlen: Es gibt demnach 216 für Forschungsförderung zuständige Organisationen und 24 Förderagenturen.

Ein Roboterrat soll helfen

Trotz dieser Zerklüftung: Österreichs F&E-Politik kann nicht genug Rat bekommen, um künftige Herausforderungen zu meistern. Leichtfried gründete nun einen Roboterrat, der ab Herbst unabhängig vom Ergebnis der kommenden Nationalratswahl der Politik in wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und technischen Fragen zum Thema Robotik zur Seite stehen soll. Übrigens das fünfte Gremium dieser Art im F&E- und Hochschulbereich im Umfeld von Innovations- und Wissenschaftsministerium: Erst im Frühjahr wurde ein Expertengremium gegründet, das Entwicklungen im Bereich autonomes Fahren lenken soll.

Bereits langjährig etablierte Räte sind der Rat für Forschung- und Technologieentwicklung, der mit Uni-Themen betraute Wissenschaftsrat und das ERA-Council des Wissenschaftsministeriums für Europa-Fragen. Die Arbeitswissenschafterin Sabine Közegi (TU Wien) wird jedenfalls den beim Forum Alpbach präsentierten Roboterrat leiten, der eine Million Euro für die Umsetzung von Projekten erhält. In der Praxis werde es darum gehen, die Gesellschaft auf soziale Auswirkungen durch Robotik vorzubereiten.

Grundlage für die Installierung des Rats war eine vom Innovationsministerium beauftragte Umfrage des SORA-Instituts, wonach die Hälfte der etwa tausend Befragten glaubt, dass Roboter bald so selbstverständlich wie Smartphones werden. Zwei Drittel der Befragten glauben, dass es in Österreich einer umfassenden Strategie für den Umgang mit Robotern bedarf. 67 Prozent meinen auch, dass es gesetzlicher Regelungen braucht, an welchen Arbeitsplätzen Roboter Menschen ersetzen dürfen, das dürfte aber laut Leichtfried nicht einfach umzusetzen sein.

Noch ein Rat

Eine anderer Rat, das ERA-Counil, hat Wissenschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) empfohlen, Anreize für die Einwerbung von Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC) zu schaffen. Deswegen wünscht sich der Ressortchef für die kommende Legislaturperiode eine Verdoppelung der erhaltenen ERC-Mittel durch den österreichischen Staat. Man müsse sich weg von der Gießkanne in Richtung Exzellenzförderung bewegen. Emotionslos reagierte Mahrer auf Leichtfrieds Vorschlag, Forschungsagenden zu bündeln. Der Output sei von zentraler Bedeutung, nicht die Frage, wer welche Agenden übernimmt.

Robert-Jan Smits, Generaldirektor für Forschung und Innovation der EU-Kommission, lobte die Qualität der österreichischen ERC-Anträge, man sei als Viertplatzierter den Top drei der Einwerber (Niederlande, Frankreich und Deutschland) dicht auf den Fersen. Kritik übte er an der traditionell geringen Bereitschaft zu Risikokapital. Auch die Beschäftigungsquote in schnell wachsenden Unternehmen und die digitale Infrastruktur seien stark verbesserungswürdig. Für das nächste EU-Rahmenprogramm wünscht er sich mehr "crazy ideas", Forschungsideen, die nicht Mainstream sind, bringen die Gesellschaft weiter. (Peter Illetschko, 24.8.2017)