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Bei den Haltbarkeitsangaben der Molkerei herrscht offenbar Willkür.

Foto: dpa/Uwe Zucchi

Wien – Eine Greenpeace-Umfrage unter den größten österreichischen Molkereien hat ergeben, dass sie das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) bei ihren Produkten offensichtlich willkürlich festlegen. Bei ganz normaler, industriell hergestellter Butter etwa kann sich das MHD um bis zu 45 Tage unterscheiden. Einige Hersteller gaben auch zu, dass bei bestimmten Produkten das MHD auf Wunsch des Handels gekürzt wird.

"Damit haben wir es jetzt Schwarz auf Weiß, dass der Handel bestimmte Milchprodukte mit einem unnötig kurzen MHD versehen lässt", ärgerte sich Konsumentensprecherin Nunu Kaller. Die Ursache dafür ortet die Umweltschutzorganisation bei überzogenen Produktanforderungen durch den österreichischen Handel sowie bei gewissen Gütezeichen wie AMA. Bei Exportprodukten werden die Fristen hingegen verlängert.

Ein Beispiel sind die Fristen bei Spars Bio-Butter: Die 250-Gramm-Packung lässt Spar mit einer Frist von 55 Tagen versehen, die 125-Gramm-Packung hingegen mit 60 Tagen. "Dabei sollte man meinen, dass gerade kleinere Butterpackungen empfindlicher sind, da diese schneller auf kurzzeitig höhere Temperatur reagieren", sagte Kaller.

Spar schreibt in einer Aussendung, dass die Behauptung unterschiedlicher Haltbarkeitsfristen je nach Packungsgröße schlichtweg falsch sei. Greenpeace beruft sich jedoch anhand zweier Fotoaufnahmen, die der APA vorliegen, darauf, dass ein Code auf den Verpackungen den Tag der Produktion angibt, womit die Differenz bei den Fristen feststellbar sei.

"Ich verlange von Spar eine Entschuldigung. Es ist inakzeptabel, einer wissenschaftsbasierten Organisation Populismus vorzuwerfen", sagte zudem Alexander Egit, Geschäftsführer von Greenpeace Österreich, nachdem Spar zur Aussendung der NGO schrieb, dass es sich hier um eine "populistische Kampagne, die mit falschen Tatsachen agiert" handeln würde.

Spannen nicht nachvollziehbar

"Neben der Butter sind auch die Spannen beim MHD für das Naturjoghurt und für frisches Schlagobers nicht nachvollziehbar", erklärte Konsumentensprecherin Kaller. Bei dem Joghurt liegt das MHD zwischen 30 bis 45 Tagen nach der Produktion, bei Schlagobers zwischen zehn bis 14 Tagen. "An unterschiedlichen hygienischen Standards in den Molkereien kann es jedenfalls nicht liegen."

Greenpeace forderte daher ein einheitliches Verfahren zur Festlegung von realitätsnahen MHD: "Das MHD muss geregelt werden. Es kann nicht sein, dass, wenn zwei Molkereien am gleichen Tag vergleichbare Butter produzieren, Molkerei A 30 Tage für das MHD festlegt und Molkerei B 75 Tage", meinte Kaller. Neben der Butter hat Greenpeace auch für Naturjoghurt (3,6 Prozent), Schlagobers sowie sogenannte länger frische Milch die jeweiligen "Haltbarkeitsfristen" sowie die Gründe für die Festlegung von diesen bei den zehn größten österreichischen Herstellern abgefragt.

Skurril war für die NGO auch, "dass bei Milchprodukten, die vor den Feiertagen abgefüllt werden, das MHD später angesetzt wird als bei jenen zu feiertagsfreien Phasen", so Kaller. Den Konsumenten rät Greenpeace, sich speziell bei Milchprodukten auf die eigenen Sinne zu verlassen. "Wenn ein Produkt das MHD überschritten hat, zuerst schauen, riechen und schmecken. So erkennt man immer, ob die Butter, das Joghurt oder das Schlagobers noch genießbar ist", sagte Kaller. Der Langzeittest von Greenpeace hat jedenfalls ergeben, dass zum Beispiel Naturjoghurt auch ein halbes Jahr nach dem MHD noch immer nicht verdorben war. (APA, 24.8.2017)