Jetzt wird auch in Österreich gegipfelt, immerhin ist – wie in Deutschland – Wahlkampf, und die Sorgen der Autofahrer wollen ebenso wie im großen Nachbarland ernst genommen werden. Klarerweise steht der Diesel im Blickpunkt des Treffens, zu dem Verkehrsminister Jörg Leichtfried geladen hat. Eines darf schon im Vorfeld bezweifelt werden: dass die hiesigen Gipfelstürmer mehr bewegen als die deutschen Kollegen, die Software-Updates für Dieselantriebe mit überschaubarer Wirkung vereinbart haben.

Dass derzeit die Zukunft des Autos so emotional diskutiert wird, kommt nicht von ungefähr. Vor allem deutsche Pkw-Bauer haben kein Fettnäpfchen ausgelassen und mit Schummeleien – möglicherweise auch Betrug – das Vertrauen der Konsumenten schwer erschüttert. Mit zunehmenden Diskussionen über Fahrverbote für ältere Einspritzer wird der Kunde endgültig verunsichert: Nicht nur mit Wertverlust beim Wiederverkauf, sondern auch noch mit dem Abstellen des Kfz an der Stadteinfahrt wird der Autofahrer jetzt bedroht. Kein Wunder, dass der Dieselabsatz zunehmend schrumpft, nachdem das Bekanntwerden der Abschalteinrichtungen bei VW lange Zeit keine deutlichen Auswirkungen am Markt zur Folge hatte.

Den Kopf nicht in den Sand stecken

Nun sollte die Gesundheitsgefährdung durch hohen Stickstoffausstoß keineswegs bagatellisiert werden, doch auch die Konsequenzen eines Dieselrückzugs darf man nicht ganz übersehen. Immerhin verbrauchen diese Motoren weniger Treibstoff als Benziner, weshalb auch die Kohlendioxidbelastung geringer ist. Dem Klimaschutz ist mit dem Diesel-Bashing somit nicht gedient, zumal auch der Umstieg auf Elektroautos seine Tücken hat. Allein schon bei der Herstellung der Wagen entstehen Abgase, die weit über dem Ausmaß jener bei konventionell angetriebenen Fahrzeugen liegen. Das liegt an der ressourcenintensiven Batterieproduktion.

Rechnet man dann noch die Emissionen aus der Stromerzeugung hinzu, verschlechtert sich die Klimabilanz der E-Autos weiter. Dabei ist klarerweise maßgeblich, wie die Elektrizität erzeugt wird. Doch selbst in Österreich mit einem Drei-Viertel-Anteil von Ökostrom verursacht ein Elektroauto immer noch die Hälfte des CO2-Ausstoßes eines neuen Verbrennungsmotors. Und das – wohlgemerkt – ohne Einbeziehung der Abgase bei der Herstellung. Zum Klimaeffekt kommen die Defizite aus Kundensicht – etwa bei der Reichweite und beim Preisniveau von Elektroautos.

Das soll aber nicht heißen, dass es nicht in Richtung E-Auto gehen wird. Die Erzeugung erneuerbarer Energie macht ebenso wie die Technologie bei den Batterien Fortschritte. Die steuerlichen Vorteile sind – das muss man der österreichischen Politik lassen – schon jetzt ziemlich ansehnlich. Verbrennungsmotoren werden noch lange dominieren, aber mit schrumpfendem Vorsprung. Und: Man sollte – trotz all des verspielten Vertrauens – nicht vergessen, dass auch bei konventionellen Antrieben laufend ökologische Verbesserungen erzielt werden.

Also einfach den Kopf in den Sand stecken? Nicht ganz: Der Dieselsteuervorteil gehört schon längst weg. Und über das Abwracken der größten Stinker lässt sich auch reden. Fragt sich halt: Wer soll das bezahlen? Ein Punkt sollte nicht unter die Räder kommen, auch wenn die Emotionen hochgehen. Überhastete Strafaktionen nützen niemandem: nicht der Umwelt, schon gar nicht dem Autohalter. (Andreas Schnauder, 22.8.2017)