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K. O. Götz prägte die deutsche Nachkriegskunst, u. a. als Lehrender an der DüsseldorferKunstakademie, nun ist der Maler 103-jährig verstorben.

Foto: APA/EPA/OLIVER BERG

Wien – Er traf Max Ernst und An dré Breton, war mit Hans Arp und Otto Dix befreundet; später ließ er als Lehrender an der Düsseldorfer Kunstakademie zukünftige Malerheroen wie Sigmar Polke oder Gerhard Richter an seinen Ideen teilhaben: Mehr als ein zutiefst wechselhaftes Jahrhundert lang hat Karl Otto Götz, kurz K. O. Götz genannt, die Kunstgeschichte begleitet, nun ist der deutsche Maler und Pionier des deutschen Informel 103-jährig gestorben.

Geboren im Februar 1914, noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, interessierte sich Götz schon früh für die abstrakte Malerei. Weil seine Eltern für ihn eine Laufbahn als Textilkaufmann vorsahen, besuchte er heimlich einschlägige Kurse an der Aachener Kunstgewerbeschule, wo er auch mit dem Surrealismus und der Bildwelt Joan Mirós in Berührung kam. Im NS-Regime galten seine Arbeiten als entartet, dem verordneten Pathos der Nationalsozialisten unterwarf sich Götz jedoch nicht, blieb einer unbändigen Experimentierfreude treu.

Hatte Götz kurzzeitig etwa auch mit der Fotografie kokettiert oder, wie er später erzählte, als Nachrichtenoffizier der Wehrmacht ein Radargerät zum Bildermachen zweckentfremdet, so entdeckte er 1952 dann jene Technik, die zu seinem Markenzeichen werden sollte: das "Malen mit der Rakel". Mit breiten Pinseln trug er Farbe auf eine verkleisterte Leinwand auf, um anschließend blitzschnell mit einer Rakel – einem Schaber – dem Bild seine Form zu geben. Fertig waren diese Bilder, ganz seiner Idee eines unmittelbaren, befreiten, augenblicksnahen Malens entsprechend, in Sekunden. Geplant hat Götz sie dennoch akribisch in Skizzen, sodass er schließlich "das Wunder beim Schopfe packen konnte", wie er seine Arbeitsweise einmal umschrieb.

1958 nahm Götz an der Biennale von Venedig teil, 1959 an der Documenta 2 in Kassel. Im selben Jahr begann seine 20 Jahre dauernde Tätigkeit in Düsseldorf, wo er auch seine dritte Frau kennenlernte, die Künstlerin Rissa.

Als Götz anlässlich seines 100. Geburtstages in Deutschland Re trospektiven gewidmet wurden, kam das einer Wiederentdeckung dieses Meisters gleich. Götz lebte seit 1975 in einem kleinen Dorf im Westerwald, in den letzten Lebensjahrzehnten hatte ihn das Augenlicht allmählich verlassen. Durch Rissas Hilfe konnte er indes auch noch malen, als er seine Bilder schon kaum mehr sah. Erschienen ist aus der Hand der beiden außerdem ein Band mit surrealistischen Gedichten. Eines davon endet mit den Versen: "Lasst mich in Ruhe malen. Vorsicht, das Bild ist nass." (Roman Gerold, 21.8.2017)