Wenn man sich künftig an diesen Wahlkampf erinnern wird, wird man sich an einen Wahlkampf der Quereinsteiger erinnern. In Österreich verhält es sich mittlerweile so, dass jeder C-Promi, der nicht bei "drei" auf dem Baum ist, stante pede einer Parteiliste einverleibt wird. Vor allem gilt das natürlich für die Kurz-Bewegung, welche vormals als "ÖVP" segensreich für das Land schaltete und waltete.

Die Absicht, die hinter der forcierten Quereinsteigerei steckt, ist leicht zu ergründen. Berufspolitiker sind im Volk ungefähr so beliebt wie die Extraktion eines Backenzahns. Daher bevorzugt das Volk unverbrauchte Hobbypolitiker, deren Konterfei man schon ein paar Mal im TV bewundern konnte oder die sich als Dauerposter auf Twitter, Facebook und Instagram einen Namen gemacht haben. So etwas bürgt für Qualität!

Weitere Pluspunkte für Quereinsteiger sind Gold- und Silbermedaillen bei irgendwelchen Sportwettbewerben sowie akademische Titel. Gern gesehen werden Universitätsprofessoren und Ärzte: Psychiater, Hautärzte oder Gastroenterologen wie Dr. Marcus Franz, der nicht nur ständig Zwölffingerdärme, sondern auch einmal den Plenarsaal des Nationalrats von innen sehen wollte und so für manche Sternstunde in der Geschichte des österreichischen Parlamentarismus gesorgt hat. Wenn es einer den Schwuchteln einmal so richtig hineingesagt hat, dann Doktor Franz, der Heterokaiser unter unseren Äskulapjüngern!

Angehörige von Berufsständen, die beim Quereinsteigen weniger häufig zum Zug kommen, sind Toilettenpfleger, Haftelmacher, Seifensieder, Müllwerker und Weißclowns. Böse Zungen behaupten, dass dies auf das eher bescheidene Sozialprestige dieser Jobs zurückzuführen sei. Wenn das stimmt, sollten die Parteien schleunigst Weißclown-Quoten für Quereinsteiger einführen, damit auch dieser Beruf endlich demokratisch zufriedenstellend repräsentiert wird.

Ein weiteres Problem bei den Quereinsteigern (gängige Abkürzung: "Quere"): Während die Queeren schon längst das Sternchen (*) zur Klarstellung ihrer Identität durchgesetzt haben, fehlt den Queren ein solches Erkennungszeichen. Vielleicht sollten sie es mit dem "kaufmännischen Und" (&) probieren, also Josef & Moser, Sabine & Lindorfer sowie Rudolf & Taschner. Da würde man sich doch gleich viel besser auskennen. (Christoph Winder, Album, 18.8.2017)