Der Ort des Anschlags, Las Ramblas, war am Freitag unter hoher Polizeipräsenz wieder geöffnet. Die Trauer bleibt groß.

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Barcelona – Der Terroranschlag von Barcelona sollte Sicherheitskreisen zufolge nur einer von mehreren Anschlägen sein. Die Verdächtigen hätten weitere Angriffe mit Gasflaschen geplant, hieß es am Freitag in Justizkreisen. Die Polizei fahndet weiter nach dem Täter, der am Donnerstag mit einem Kleintransporter auf der belebten Allee La Rambla in Barcelona 13 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt hat.

Kurze Zeit später wurden in der Kleinstadt Cambrils, rund 100 Kilometer südlich der Metropole, sechs Menschen und ein Polizist durch ein Auto angefahren, bevor die Polizei dessen fünf Insassen erschoss und später kontrollierte Sprengungen an dem Fahrzeug auslöste. Die zunächst an den Getöteten vermuteten Sprengstoffgürtel erwiesen sich als Attrappen.

Viele Deutsche unter Verletzten

Die Opfer des Anschlags in Barcelona stammten nach Angaben der Regierung Kataloniens aus 24 verschiedenen Ländern, darunter aus Deutschland, Pakistan und den Philippinen. Laut spanischem Zivilschutz sind es Opfer aus 18 Ländern, darunter neben Spanien auch die Niederlande, Italien und Griechenland. Mindestens elf von ihnen befänden sich in einem ernsten Zustand. Nach derzeitigem Wissensstand sind unter den Todesopfern keine Österreicher, eine Österreicherin wurde laut einem Sprecher des Außenministeriums leicht verletzt und konnte das Spital bereits wieder verlassen.

Vor dem Anschlag in Barcelona war bereits eine Person bei einer Explosion in einem Haus südwestlich der Millionenmetropole ums Leben gekommen. Bewohner des Hauses in der Kleinstadt hätten Sprengstoff vorbereitet, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Bisher drei Verhaftungen

Die spanische Polizei nahm bisher drei Verdächtige fest. Sie fahndet laut einem Zeitungsbericht nach einem 17-jährigen Marokkaner, dem jüngeren Bruder eines bereits am Donnerstag inhaftierten Verdächtigen. "El Mundo" berichtet unter Berufung auf die Sicherheitskräfte, der Minderjährige habe seinem Bruder dessen Pass gestohlen und unter seinem Namen den Transporter angemietet. Die Attentäter von Barcelona und Cambrils gehörten offenbar einer einzigen Terrorzelle an, berichtete die spanische Zeitung "El Pais" unter Berufung auf Anti-Terror-Experten. Den Angaben zufolge soll sich die Zelle aus zwölf Personen zusammengesetzt haben.

Obwohl der Täter noch auf der Flucht war, trauten sich die ersten Menschen am Vormittag wieder zurück auf die Rambla. Einige Bereiche waren weiter abgesperrt. Die spanische Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Zu Mittag sollte in Barcelona mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht werden. Der spanische Regierungschef Mariano Rajoy nahm an einem Treffen des Sicherheitsausschusses in Barcelona teil. Eine Schweigeminute solle auch in der katalonischen Vertretung in Wien abgehalten werden.

Bekenntnis des IS

Das IS-Internet-Sprachrohr Amaq erklärte, die Angreifer hätten die Operation als Antwort auf den Ruf der Extremisten-Miliz ausgeführt, Ziele in den Ländern der Anti-IS-Koalition ins Visier zu nehmen. Zu der von US-Streitkräften angeführten Koalition gegen die sunnitische Miliz in Syrien und dem Irak gehören auch mehrere hundert spanische Soldaten. Sie bilden irakische Soldaten aus, die gegen den IS kämpfen.

Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy sagte, der Anschlag sei das Resultat eines "jihadistischen Terrorismus". "Das ist eine globale Bedrohung und die Antwort muss global sein." Er werde die Verstärkung der Sicherheitsvorkehrungen in Barcelona persönlich überwachen.

In Berlin, Nizza, Stockholm und London waren bereits Attentate mit Lastwagen oder Kleintransportern verübt worden, die Islamisten für sich reklamieren. In Madrid hatten Islamisten im März 2004 Sprengsätze in Nahverkehrszügen gezündet. Dabei waren 191 Menschen getötet und mehr als 1800 verletzt worden. (APA, 18.8.2017)