Wer sich in Rom in einem Springbrunnen abkühlt, kann sich rasch unbeliebt machen.

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Berühmte Sehenswürdigkeiten, historische Städte, traumhafte Strände und gutes Essen – Europa hat Sommerurlaubern viel zu bieten. Wäre da nur nicht das ein oder andere Fettnäpfchen, in das selbst erfahrene Reisende gerne treten. Um das zu vermeiden, gibt's hier ein paar nützliche Tipps, um nicht gleich als Tourist in Rom, Paris, Barcelona und Berlin entlarvt zu werden

Rom

Abkühlung gefällig?

Rom kann im Hochsommer sehr heiß sein. Da hilft nur noch eine Erfrischung – egal mit welchen Mitteln. Aber so verlockend es auch wirkt, in Rom sollte man es sich verkneifen, schnell mal mit den Zehen in das kalte Wasser eines Brunnens zu halten oder gar komplett hineinzusteigen. Das ist nicht nur ein todsicherer Weg, um sich schnell unbeliebt zu machen, sondern es können sogar Geldstrafen dafür verhängt werden.

Cappuccino nur zum Frühstück

Ein typisches italienisches Frühstück beinhaltet einen Cappuccino und Gebäck. Allerdings werden Italiener nach 11 Uhr morgens keinen Cappuccino mehr bestellen. Wer Lust auf einen Kaffee hat, sollte eher zu einem Espresso oder einen amerikanischen Kaffee greifen. In Italien gilt es als Fauxpas, am Nachmittag einen Kaffee mit Milch zu bestellen. Ein weiterer Ratschlag: Italiener trinken ihren Kaffee nicht unterwegs.

Wie sieht es mit Trinkgeld aus?

Während Trinkgeld in vielen Ländern ein Muss ist, sind in Rom die Regeln diesbezüglich etwas anders. Die Rechnung beinhaltet immer auch einen sogenannten servizio – das heißt der Service, sprich die Bewirtung, ist schon in der Rechnung enthalten. Allerdings vergessen die meisten Touristen das und geben trotzdem noch Trinkgeld obendrauf. Will man sich dagegen wie ein echter Römer verhalten, dann verzichtet man darauf.

Wasser kaufen = Geldverschwendung

Statt eine neue Wasserflasche nach der anderen zu kaufen, kann man die leergetrunkene an einem der nasoni (Trinkbrunnen) oder an Wasserhähnen auffüllen. Diese Trinkwasserspender sind meist in der Nähe von Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel dem Kolosseum zu finden. Um die nasoni nicht lange suchen zu müssen, gibt es sogar eine mobile App namens "Acea – Rome-drops".

Taxi rufen verboten

In vielen Städten, etwa in New York, ist es völlig normal, sich bei Bedarf einfach ein vorbeifahrendes Taxi herbeizurufen. Versucht man dasselbe allerdings in Italien, wird man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit verwirrten Blicken der Umherstehenden bestraft. Wenn man hier ein Taxi sucht, dann sollte man nach einem Taxistand Ausschau halten.

Paris

Welcher Kaffee soll es sein?

Wenn man seinen Kaffee wie ein richtiger Pariser trinken möchte, dann bestellt man am besten "un café" – das ist ein normaler schwarzer Espresso ohne Schnickschnack. Falls der Geschmack so allerdings zu bitter sein sollte, empfiehlt sich eine "noisette" – ein Espresso mit einem kleinen Schuss Milch.

Straßenkarte verstecken und lässig wirken

Touristen erkennt man am einfachsten daran, dass sie mit einer Straßenkarte vor der Nase in der Gegend umherirren. Sehr viel eleganter und lässiger ist es, wie ein echter "flâneur" an der Seine entlang oder durch die Arrondissements zu schlendern. Pariser würden beim Anblick einer Sehenswürdigkeit auch niemals in lautstarke Begeisterungsstürme ausbrechen – sie finden sie "sympa" (Abkürzung von "sympatique", was "nett" bedeutet). Nicht großartig, nicht unglaublich, sondern schlicht "sympa".

Kein Croissant unter der Woche

Wer an Frankreich denkt, denkt automatisch auch an Croissants. Dabei sind die Kipferl eher ein typisches Wochenendfrühstück als ein täglicher Happen auf dem Weg zur Arbeit. Wenn man sich wie ein echter Pariser fühlen möchte, dann kauft man sich morgens lieber ein frisches Baguette in einer Boulangerie – und wundert sich nicht, wenn einem beim Betreten ein lautes Bonjour! entgegenschallt, sondern erwidert schwungvoll den Gruß in die Runde.

Eintauchen ins Labyrinth

Die Pariser Métro besteht aus 14 U-Bahn-Linien mit mehr als 300 Stationen und endlosen, ineinander übergreifenden Tunneln. Sie bildet ein Labyrinth, das selbst für erfahrene Passagiere überwältigend wirken kann. Schafft man es jedoch, diesen Irrgarten zu meistern, ohne ständig panisch den U-Bahn-Plan zu konsultieren, ist das eine stolze Leistung, die direkt mit der Ehrenbürgerschaft von Paris belohnt werden sollte.

Beschweren ist eine Kunstform

Die Franzosen lieben es, sich zu beschweren – und die Pariser ganz besonders: Das Wetter ist zu warm, das "pain au chocolat" ist zu süß, Versailles ist zu kitschig, und so weiter. Auch wenn es anfangs verwirrend ist – sobald man lernt, genauso offen und unverfroren zu sein, ist man ein echter Pariser: ein bodenloser Brunnen der Empörung.

Barcelona

Kein Essen in Las Ramblas

Egal wo man Urlaub macht, die lokalen Spezialitäten zu probieren ist ein Muss. So auch in Barcelona. Die einzige Ausnahme: das Essen in Las Ramblas, einer Promenade im Zentrum von Barcelona. Es ist sehr teuer und nur für Touristen gedacht. Wenn man etwas Typisches essen möchte, geht am besten zu Märkten wie Santa Catarina oder La Boqueria oder in kleine Bars und Restaurants in der Nachbarschaft wie Grácia, San Antoni oder El Born.

Dort hält man nach Dingen Ausschau wie "esqueixada", einem leichten Salat, "escalivada", geräuchertem und gegrilltem Gemüse oder "botifarra amb mongetes", einer Art Wurst mit weißen Bohnen. Sollte man eher Appetit auf etwas Süßes haben, probiert man am besten "crema catalana", auch bekannt als "verbranntes Schlagobers", ein Dessert bestehend aus einer Pudding-Basis mit einer Schicht aus Karamell.

Auf keinen Fall "pa amb tomàquet" verpassen

"Pa amb tomàquet" ist eines der einfachsten Rezepte der katalanischen Küche. Das Gericht besteht aus Brot, am besten getoastet, das mit Tomaten belegt und mit Olivenöl und Salz gewürzt wird. Manchmal wird auch ein bisschen Knoblauch auf dem Brot verrieben, bevor man die Tomaten drauflegt. Das "Brot mit Tomaten", wie man es ins Deutsche übersetzen würde, wird mit Käse, Serranoschinken und anderen Köstlichkeiten serviert und gewöhnlich als Snack oder Tapas zu jeder beliebigen Tageszeit, vom Frühstück bis zum Abendessen, serviert.

Genieße den Wermut

Das Trinken von Wermut ist eine wunderbare Tradition. Man sucht sich einfach ein schönes Fleckchen auf einer Terrasse, am besten in Strandnähe, und bestellt vor dem Mittagessen einen erfrischenden Wermut. Das ist ein mit Gewürzen und Kräutern aromatisierter Wein (ähnlich rotem Martini), der gerne mit Oliven und/oder Chips serviert wird. Manchmal hat man nach diesem Genuss nicht einmal mehr Hunger. Falls doch, kann man sich ein nettes Restaurant am Passeig Francesc de Borbó (in der Nähe von La Barceloneta) suchen.

Späte Mahlzeiten

Wenn man nicht als Tourist entlarvt werden will, dann sollte man zwischen 14:00 und 15:00 Uhr zu Mittag und erst nach 21:00 Uhr zu Abend essen. Und wenn man sich mit einer Gruppe von Spaniern um 21:00 Uhr trifft, dann sollte man sich nicht wundern, wenn die letzte Person um 21:30 Uhr oder später eintrifft. Die Barcelonesen bleiben lange wach, vor allem am Wochenende, da viele Clubs nicht vor Mitternacht öffnen.

Kein Barcelona ohne Shoppingtour

Wenn man einen Tag in Barcelona verbringt, sollte man auf jeden Fall eine Shoppingtour einplanen. Die Top-Modemarke der Stadt ist Custo Barcelona. Die bunten Kleidungsstücke des Designer-Duos sind zwar nicht besonders günstig, jedoch sollte zumindest ein T-Shirt den Weg in den Koffer finden. Barcelonas fünf Kilometer lange Einkaufsmeile erstreckt sich vom Port Vell über die bekannten Ramblas und den Passeig de Grácia bis zur Avinguda Diagonal. Am besten schlendert man durch die alten Gassen des Barri Gòtic und genießt dabei das Flair und die Boutiquen der Altstadt.

Berlin

Die typische Begrüßung

Berlin ist eine kosmopolitische Stadt mit einer Vielzahl von Nationalitäten und Kulturen. Während man sich in vielen deutschen Städten mit einem Händeschütteln begrüßt, haben die Berliner keine allgemeingültige Begrüßungsform – von einer Umarmung bis zum Küsschen auf die Wange ist alles dabei. Allerdings kann man mit einem festen Handschlag erst mal nichts falsch machen, ebenso wenig wie mit einem freundlichen Lächeln.

Ab in den Späti

Diese kleinen Geschäfte findet man überall, denn sie sind ein fester Teil der Berliner Kiezkultur. Dort werden zumeist Getränke und Tabakwaren verkauft, dazu Zeitschriften und eine Auswahl an Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs. Wenn man in Berlin also etwas braucht und der naheliegende Supermarkt schon geschlossen hat, dann besteht kein Grund zur Verzweiflung. Wie ein echter Berliner wird man das Gesuchte sicherlich in einem Spätkauf – liebevoll Späti genannt – um die Ecke finden.

Street Food

Wenn man in Berlin durch die Straßen schlendert und die Stadttour nicht extra für ein langes Abendessen unterbrechen möchte, dann kann man auf eine riesige Auswahl an verschiedenstem Street Food zurückgreifen. Man muss sich auch nicht dazu verpflichtet fühlen, eine der berühmten Currywürste zu essen, denn es gibt inzwischen eine richtige Street-Food-Kultur in der deutschen Hauptstadt. Zudem wird man besonders vor den bekanntesten Currywurstbuden mit Sicherheit eine große Touristentraube vorfinden. (red, 21.9.2017)