Mit dem Salzabscheider (links) werden in der Versuchsanlage Nährsalze aus dem Kaffeesatz abgetrennt,. im Reaktor (rechts) wird Methan erzeugt.

Foto: Paul Scherrer Institut/Mahir Dzambegovic

Villigen – Hobbygärtner nutzen Kaffeesatz aufgrund seines hohen Stickstoffgehalts gerne als Dünger. Die großen Mengen, die bei der industriellen Herstellung von löslichem Kaffee anfallen, könnten künftig aber auch als Energiequelle dienen. Forscher zeigten mit einem am Schweizer Paul Scherrer Institut (PSI) entwickelten Verfahren, wie sich aus Kaffeerückständen hochwertiges Methan herstellen lässt.

Dieses ließe sich beispielsweise zur Stromerzeugung nutzen oder ins Erdgasnetz einspeisen, wie die Forscher um Frederic Vogel mitteilten. Ausgangsprodukt für den Pilotversuch war nasser Kaffeesatz, den von einem Lebensmittelkonzern zur Verfügung gestellt wurde. Das Material erhitzten die Wissenschafter zunächst in einer speziellen Versuchsanlage auf 450 Grad Celsius bei hohem Druck.

Das Wasser im Kaffeesatz gerate dadurch in einen sogenannten überkritischen Zustand, so die Forscher. Das helfe dabei, die im Kaffeerest enthaltenen Nährsalze abzutrennen, die sich sonst im Wasser auflösen würden. Was vom Kaffeesatz dann übrig bleibt, werde mithilfe eines speziellen Katalysators zu Methan umgewandelt. Die Bilanz der ersten Versuche: Rund 60 Prozent der in den Kaffeerückständen enthaltenen Energie ließ sich in Methan umsetzen.

Nächster Schritt: Düngerproduktion

Damit wollten die Forscher zunächst die Machbarkeit ihres Verfahrens beweisen. Als nächstes soll nun ein Test mit einer leistungsfähigeren Anlage folgen, die derzeit am PSI aufgebaut wird: Erst dann ließen sich die Ergebnisse auf einen industriellen Maßstab hochrechnen und die Wirtschaftlichkeit überprüft werden, sagte Vogel.

Zudem soll untersucht werden, ob man die abgetrennten Nährsalze und vor allem den darin gebundenen Stickstoff für die Düngerproduktion verwenden könnte. Prinzipiell ließe sich das Verfahren auf alle organischen Abfälle mit ausreichend hohem Wassergehalt anwenden, müsse aber jeweils für deren Zusammensetzung optimiert werden, hieß es. Der Vorteil dieser Methode gegenüber anderen liege darin, dass man die oft feuchten organischen Abfälle aus der Lebensmittelindustrie nicht erst aufwendig trocknen müsse, um aus ihnen Energie zu gewinnen. (APA, 20.8.2017)