Rom/Wien – Wer Silvio Berlusconi vermisst haben sollte: Er ist wieder da und spuckt auch wieder große Töne. Und er beweist, noch immer etwas von TV-Entertainment zu verstehen: "Mindestens 30 Prozent" werde er im nächsten Frühjahr bekommen, wettete er kürzlich in einer Talkshow. Aus eigener Kraft wird er dieses Ziel wohl nicht schaffen, denn seine Partei Forza Italia liegt laut Umfragen des Instituts SWG bloß bei knapp über 13 Prozent. Also braucht er Koalitionspartner aus dem Mitte-rechts-Lager.

Doch sowohl die von ihm favorisierte Alternativa Popolare von Außenminister Angelino Alfano als auch die rechten Fratelli d'Italia und die Lega Nord haben schon abgewunken. Vor allem Matteo Salvini, Chef der ausländerfeindlichen Lega, wittert seine eigene Chance: Er liegt in Umfragen seit Wochen knapp vor Berlusconi und somit auf Platz drei in der Wählergunst – Tendenz steigend.

Sehr deutlich wurden Salvinis Ambitionen am Dienstag, als er im lombardischen Bergdorf Ponte di Legno einen seiner hemdsärmelig-selbstbewussten Auftritte hinlegte: "Salvini Premier" prangte da unübersehbar auf dem Podium.

Berlusconi kümmert das nicht weiter. Wie Emmanuel Macron in Frankreich, so will auch er nicht mit einer Partei, sondern mit einer Bewegung in den Wahlkampf ziehen. So hatte er schon 1994 gewonnen, erst später wurde Forza Italia zur Partei umgebaut. Nun gelte es, sich wieder mehr der Gesellschaft zu öffnen und wieder zur Bewegung zu werden, doziert der viermalige Ex-Premier. (Gianluca Wallisch, 17.8.2017)