Christian Kern versucht die Rolle seines verhafteten Wahlkampfstrategen Tal Silberstein herunterzuspielen.

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Wien – Bundeskanzler Christian Kern versucht die Bedeutung der Festnahme seines Beraters Tal Silberstein für die SPÖ herunterzuspielen. Im Gespräch mit der Tageszeitung "Österreich" meint er, dass der Israeli "ganz sicher nur eine Nebenrolle im Wahlkampfteam gespielt" habe. Dessen Aufgabe würde nun intern übernommen, der Wahlkampf verlaufe jetzt ausgezeichnet. Am Freitagabend veröffentlichte er außerdem auf Facebook ein Video, in dem er zu Silberstein Stellung nimmt.

Darin erklärt Kern, dass man schon Anfang des Jahres dessen Geschäfte prüfen habe lassen. Damals habe es "keine ausreichenden Anhaltspunkte gegeben". Nun zeige sich, dass Silberstein das in ihn gesetzte Vertrauen nicht habe rechtfertigen können. "Selbstverständlich" sei es aber ein "politischer Fehler" gewesen, dass man die Zusammenarbeit nicht schon vorher beendet habe.

Wie Kern im "Österreich"-Interview betonte, habe nicht Silberstein seine Wahlkampfstrategie entwickelt: "Das mache immer noch ich." Für eine Schlüsselrolle sei der Berater allein schon zu wenig anwesend gewesen. Auch der Slogan "Holen Sie sich, was Ihnen zusteht" sei sicher nicht von Silberstein. "Entschuldigen Sie, aber der Mann kann kein Wort Deutsch", sagt Kern.

Androsch: "Hilfe war das sicher keine"

Was seine Kampagne angeht, zeigt sich der SPÖ-Chef optimistisch: "Unser Wahlkampf läuft jetzt ausgezeichnet, das Team arbeitet großartig – wir lassen uns von so einer Sache sicher nicht aus dem Tritt bringen. Alles ist auf Schiene."

Die Verhaftung des ehemaligen SPÖ-Beraters Tal Silberstein wegen des Verdachts auf Geldwäsche nimmt der Partei Wind aus den Segeln. Die SPÖ selbst versucht unterdessen die Wogen zu glätten.
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Silberstein ist am Montag mit vier weiteren Geschäftsleuten in Israel festgenommen worden und muss für mindestens vier Tage hinter Gittern bleiben. Ermittelt wird etwa wegen Geldwäsche.

Der Industrielle Hannes Androsch wird derzeit wenig auf die Performance der SPÖ angesprochen. "Ich habe aber diesbezüglich keine Entzugserscheinungen", meint er süffisant zum STANDARD. Zur Verhaftung des Beraters Tal Silberstein sagte er: "Wenn das schon absehbar war, dann ist das zweifellos grob fahrlässig." Die Wahl sei aus seiner Sicht allein deswegen noch nicht gelaufen, manche Wähler würden sich durch langfristig manifestierte Stimmungen leiten lassen, manche würden erst am Tag vor der Wahl entscheiden, "aber Hilfe war das sicher keine". (APA, pi, 16.8.2017)